Immer weniger Forstwirte - Ligna will Lösungen aufzeigen
Der Klimawandel fordert die Forstwirtschaft wie selten zuvor. Gleichzeitig herrscht Fachkräftemangel. Die Ligna, Weltleitmesse der Holzindustrie in Hannover, zeigt seit Montag Wege, damit umzugehen.
Der Harz hat sich verändert. Satte, grüne Nadelwälder, die bis zum Horizont reichen - diese Bilder sind seltener geworden. Der grüne Teppich aus Fichten und Tannen hat immer größere helle Flecken bekommen. Tote Bäume, vom Borkenkäfer kaputt gefressen. Damit ändert sich auch die Arbeit in der Forstwirtschaft. "Das Pflanzen von Bäumen und das Freischneiden der Jungpflanzen in der Zeit danach werden in den nächsten Jahren viel wichtiger werden", sagt Maurice Strunk von der Arbeitsgemeinschaft forstwirtschaftlicher Lohnunternehmer Niedersachsen (AfL) dem NDR Niedersachsen. Wichtige Arbeiten, um die Wälder wieder auf- und gleichzeitig klimaresilient umzubauen.
Branche leidet unter Fachkräftemangel
Das alles muss die Forstwirtschaft aber mit einem immer größeren Fachkräftemangel bewältigen. AfL-Geschäftsführer Strunk berichtet von einem "schleichenden Prozess". Es gebe immer weniger Forstwirte. "Quereinsteiger, zum Beispiel aus der Landwirtschaft, können kurzfristig Abhilfe schaffen. Aber das kann auf Dauer keine Lösung sein." Es brauche Fachkräfte, und die gelte es auszubilden. Strunk fordert zudem, einen neuen Ausbildungsberuf zu entwickeln - eine Art Forstmaschinentechniker. "Die Arbeit mit großen Forstmaschinen wird wichtiger werden, aber auch komplexer." Eine eigene Ausbildung in diesem Bereich könnte mehr technikaffine, junge Menschen für die Forstarbeit begeistern. Auch die Landwirtschaftskammer hat Probleme, ihre Stellen in den Bezirksförstereien zu besetzen. "Wir merken das seit etwa fünf Jahren. Es werden immer weniger Bewerber", sagt Abteilungsleiter Rudolf Alteheld. "Wir setzen darauf, dass wir ein sicherer Arbeitgeber sind und gut zahlen. Außerdem stärken wir unsere eigene forstfachliche Ausbildung."
Maschinen machen Forstarbeit leichter und sicherer
Die Branche beschäftigt sich seit Jahren damit, wie sie am besten mit dem Fachkräftemangel umgeht. Lösungen werden auch auf der Fachmesse Ligna in Hannover präsentiert. So wird zum Beispiel eine Baggergabelpflanzung gezeigt. Der Bagger macht dabei ein Loch, der Forstarbeiter setzt die Pflanze ein und der Bagger drückt das Loch wieder zu. "Diese Baggergabelpflanzung wurde zuletzt schon im Harz eingesetzt", so Strunk von der AfL. "Wir arbeiten auf diese Weise effizienter. Außerdem können wir schon größer gewachsene Jungpflanzen in den Boden bringen, die Wuchsvorsprung vor Pflanzenkonkurrenten haben."
Exoskelett für Waldarbeiter?
Auch Philip Freiherr von Oldershausen, Präsident des Waldbesitzerverbandes Niedersachsen, ist davon überzeugt, dass die Zusammenarbeit von Mensch und Maschine in der Forstwirtschaft einen immer größeren Stellenwert einnehmen wird. "Wir müssen so viel wie möglich automatisieren und den Beruf dadurch auch attraktiver machen. Forstwirt ist ein knochenharter Job." Neue Wege zu finden, um den Forstwirt zu entlasten, sei entscheidend. Dabei kann auch ein sogenanntes Exoskelett helfen. Ein Ganzkörper-Geschirr, welches die Forstarbeiter ergonomisch entlasten soll. Auch dieses Exoskelett wird bei der Ligna ausgestellt. "Der technische Fortschritt kann helfen, die Arbeit im Wald sicherer und weniger schwer zu machen", heißt es von den Niedersächsischen Landesforsten. Die Gefahr vorzeitigen Ausscheidens durch Gesundheitsprobleme reduziere sich erheblich.
Forstwirtschaft hofft auf Start-ups
Waldbesitzer von Oldershausen hofft zudem auf junge Start-up-Firmen, die technische Lösungen für die Forstwirtschaft entwickeln. "Da passiert seit zwei, drei Jahren etwas, aber noch nicht so zielgerichtet, wie wir es uns wünschen." Auch Maurice Strunk von der AfL hofft darauf. "Digitalisierung, Künstliche Intelligenz, Vernetzung der Forstmaschinen, datenunterstütztes Arbeiten - durch all das können wir effektiver werden. Und auch mit dem Fachkräftemangel besser zurechtkommen."
Die Ligna ist am Montag auf dem Messegelände in Hannover gestartet und dauert bis Freitag.