Hannovers "Leinewelle" lässt weiter auf sich warten
Hannovers Innenstadt als Treffpunkt für Surf-Sportler - das klingt zunächst mal utopisch, liegt die Landeshauptstadt doch alles andere als am Meer. Doch einige Surfbegeisterte stört das nicht. Sie wollen die Leine an einer Stelle künstlich aufstauen und damit eine stehende Welle erzeugen. 2013 lagen schon erste Pläne auf dem Tisch, doch die Umsetzung gestaltet sich schwieriger als gedacht. Zunächst kam ein neuer Standort ins Spiel, jetzt müssen unter anderem diverse Gutachten erstellt werden.
Komplexes Vorhaben
Es gehe um planungsrechtliche Fragen und um die Fische in der Leine, erklärt Heiko Heybey, einer der Mitinitatoren des Projekts. So soll es in Höhe der Welle einen Beipass geben. Der Fluss soll möglichst durchgängig für Fische bleiben. Das ganze Vorhaben "Leinewelle" sei durchaus komplex, erklärt Heybey. Eigentlich hatten der 44-Jährige und seine sechs Mitstreiter schon diesen Sommer konkrete Zahlen vorlegen wollen. Doch das verzögert sich nun wohl bis zum nächsten Jahr. Heybey spricht aktuell von Kosten in Höhe von mehreren Hunderttausend Euro für die gesamte Anlage. Bislang seien die Ausgaben bis zum Planfeststellungsverfahren gedeckt, Gutachter und Ingenieurbüros könnten bezahlt werden. Im Frühjahr 2017 soll die Bauplanung dann so weit fortgeschritten sein, dass man auch eine konkrete Summe für die Kosten nennen könne. Erst dann beginne die Sponsoren-Suche, sagt Heybey. Das nächste Zeitfenster für den Bau der "Leinewelle" sei im Zeitraum August bis September 2017. Falls das nicht klappt, wird noch ein Jahr vergehen.
Neuer Standort
Die "Leinewelle" war ursprünglich in Höhe des Landtags geplant. Doch dort standen die Initiatoren schnell vor einigen Schwierigkeiten. Der Fluss ist an der Stelle zu breit, er hätte künstlich verengt werden müssen. Außerdem gehöre das Grundstück zur einen Hälfte der Stadt, zur anderen dem Land, ergänzt Heybey. So hätte man immer mit zwei Partnern verhandeln müssen. Was ebenfalls zunächst nicht ganz klar war: Unten im Boden verläuft ein U-Bahn-Tunnel, das müsste bei den Bauarbeiten auf dem Boden der Leine beachtet werden. Der neue Standort liegt nun 200 Meter weiter flussabwärts in Höhe des Flohmarktes. Dort ist die engste Stelle der Leine, die Fließgeschwindigkeit dadurch höher. Außerdem gebe es dort schon einen Zugang zur Leine, um zum Beispiel Boote ins Wasser zu lassen. Auch die Anbindung an die Innenstadt sei einfach besser, heißt es von den Initiatoren. Der benachbarte Flohmarkt könnte von gemeinsam nutzbaren Toilettenanlagen profitieren.
Welle per Knopfdruck
Die stehende Welle soll durch eine auf Knopfdruck verstellbare Rampe erzeugt werden. Die Rampe ist im Boden des Flusses montiert, sie soll auf der gesamten Flussbreite aus drei Teilen bestehen. Je nachdem, wieviel Wasser die Leine gerade führt, kann nur ein Teil der Rampe oder eben mehrere Teile aufgestellt werden. So entsteht ein Gefälle, auf dem die Sportler dann stehend auf ihren Brettern surfen können. Wird die Anlage gerade nicht genutzt, werden die Rampen eingefahren und das Wasser fließt wieder ganz normal weiter.
Kein Geld aus der Stadtkasse
Die Stadt Hannover hatte sich schon im vergangenen Jahr für das Projekt "Leinewelle" ausgesprochen. Im Rat gab es eine parteiübergreifende Zustimmung, allerdings unter einer Bedingung: Die "Leinewelle" darf die Stadt nichts kosten. Sie soll komplett privat finanziert werden. Aktuell heißt es von der Stadt nur kurz: Es gebe eine gute Zusammenarbeit mit den Initiatoren. Mehr will die Stadt nicht sagen - sie sei schließlich auch nicht in erster Linie verantwortlich für das Projekt.
Eine Bereicherung für Hannover?
Heybey ist sich sicher: Hannover würde von der "Leinewelle" profitieren, sie sei eine "Riesenbereicherung" für die Atmosphäre in der Stadt. Das zeige schon der Blick auf den Eisbach in München, so der 44-Jährige. Dort gibt es bereits seit Jahren eine ähnliche Surfanlage. Sie ist mit zwölf Meter Breite etwas größer als die geplante Anlage in Hannover. In der Leine werden die Surfer nur auf knapp acht Meter Breite Wellenreiten können. Die Welle ist außerdem nur gut einen halben Meter hoch. Die Stadt München schreibt auf ihrer Webseite, dass sich die Surfanlage am Eisbach zu einer der beliebtesten Attraktionen in der bayrischen Landeshauptstadt entwickelt habe. Heybey glaubt, dass das auch in Hannover klappen kann. Beim Blick nach München kommt er ins Schwärmen: Sportler, die mit Surfbrettern Fahrrad oder Bahn fahren, zauberten bei vielen Menschen einen Sonnenschein ins Gesicht.