Hannover Messe 2023: Industrie warnt vor Marktanteile-Verlust

Stand: 17.04.2023 21:49 Uhr

Die Industrie hat den Start der Hannover Messe zum Anlass genommen, auf die ersten Monate 2023 zu blicken. Die Bilanz ist gemischt. Der Bundesverband warnt: Deutschland verliere Marktanteile.

Die Unternehmen rechnen nach der Corona-Krise und den Lieferkettenproblemen zwar mit einer Erholung. Gleichzeitig sorgen sie sich, dass Deutschland im internationalen Vergleich zurückfällt. Der Bundesverband der Deutschen Industrie warnte mit Blick auf den Export, Deutschland verliere Marktanteile. "Die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands schwindet", sagte BDI-Präsident Siegfried Russwurm zum Start der Hannover Messe. Die Politik müsse stärker dazu beitragen, dass sich Deutschlands Position nicht verschlechtere. Klimaschutz und Digitalisierung erforderten bessere Rahmenbedingungen für Innovationen. Während die Elektro- und Digitalindustrie ihre Jahresprognose am Montag wegen steigender Produktion erhöhte, beklagt etwa der Verband der Zulieferer vor allem Probleme wegen der hohen Energiekosten und weltwirtschaftlicher Unsicherheiten.

Rundgang von Kanzler Scholz und Indonesiens Präsident Widodo

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) besuchte am ersten Tag der Hannover Messe zusammen mit dem Präsidenten des Partnerlandes Indonesien, Joko Widodo, einige der rund 4.000 Aussteller auf dem Messegelände in Hannover. Scholz sagte, er rechne in Zukunft mit einer stärkeren wirtschaftlichen Zusammenarbeit mit Indonesien. "Indonesien und Deutschland sind enge Partner und haben dieselben Werte", so der SPD-Politiker.

Hannover Messe: Es geht um klimafreundliche Produktion

Zentrales Thema der diesjährigen Hannover Messe ist die klimaschonende Produktion. Scholz erhofft sich von der Ausstellung nach drei Jahren mit Corona-Einschränkungen entscheidende Impulse für eine wettbewerbsfähige Industrie und den Umbau in Richtung CO2-Neutralität. Auf diesen Umbau setze auch das Partnerland, erklärte der Kanzler. "Die Zeichen stehen auf Klimaneutralität." Indonesiens Präsident Joko Widodo rief dazu auf, den Umbau der Industrie "für eine bessere Welt" zu beschleunigen.

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Bundeskanzler wirbt für Freihandelsabkommen mit Indonesien

Vor dem Start der Industrieschau am Montag für Besucherinnen und Besucher hatten Scholz und sein Amtskollege die weltgrößte Ausstellung für Maschinenbau und Elektrotechnik am Sonntagabend offiziell eröffnet. "Ich bin sehr froh, dass es wieder los geht mit der Hannover Messe", sagte der Bundeskanzler. Er strebe eine Rohstoffpartnerschaft mit Indonesien an, um die Abhängigkeit von China zu reduzieren. Scholz warb für einen EU-Freihandelsvertrag mit Indonesien. "Ich setze mich dafür ein, dass wir dieses Abkommen jetzt endlich über die Ziellinie bringen", sagte der SPD-Politiker und betonte, dass dies einen Markt von 700 Millionen Menschen schaffen würde.

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Scholz: "Industrieller Aufbruch, den wir in Deutschland vorhaben"

In der aktuellen Auflage der Messe gehe es um viele zentrale Themen, "die etwas zu tun haben mit dem industriellen Aufbruch, den wir in Deutschland vorhaben", sagte Scholz - und mit "dem Aufschwung, der möglich ist, wenn wir all die Investitionen voranbringen, die notwendig sind, damit wir eine führende Industrienation bleiben". Scholz betonte, es sei wichtig, dass "wir dabei sind, wenn es darum geht, CO2-neutral zu wirtschaften, und gleichzeitig auch möglich zu machen, dass gute Arbeitsplätze hier im Lande möglich sind. Alles das ist mit dieser Messe verbunden."

Automatisierung und maschinelles Lernen im Fokus

Auf dem Messegelände in Hannover präsentieren Herstellerinnen und Hersteller in diesem Jahr Technologien, die mittelfristig zu einer CO2-neutralen Fertigung und ressourcensparenden Kreislaufwirtschaft führen sollen. Konkret geht es dabei um Energie-Management und den Aufbau einer Wasserstoff-Ökonomie. Auch Automatisierung und maschinelles Lernen stehen im Fokus der Messe, ebenso wie künstliche Intelligenz und vernetzte Herstellungsverfahren. "Der Weg zur klimaneutralen Produktion führt über Hannover", hatte Messechef Jochen Köckler vor Beginn der Schau gesagt. Die Industrie habe eine Schlüsselrolle, wenn es darum gehe, den Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase zu senken und Produkte zu entwickeln, die wenig Energie verbrauchen.

Blockchain, KI, E-Mobilität: 4.000 Aussteller sind vor Ort

Rund 4.000 Ausstellerinnen und Aussteller präsentieren sich bis Freitag auf dem Messegelände in Hannover. Dazu gehören etwa Siemens, SAP und Festo. Außerdem hätten sich etliche Mittelständler angemeldet, so Köckler. Zudem kommen auch mehr als 300 Startups nach Hannover. Sie präsentieren Produkte und Lösungen im Bereich von "Blockchain und maschinellem Lernen über digitale Zwillinge und IT/OT-Integration bis hin zur E-Mobilität und grünem Wasserstoff", heißt es beim Veranstalter.

Mehr Teilnehmer als im Vorjahr erwartet

Mit Blick auf die Besucherzahl zeigte sich Köckler optimistisch, den noch von Corona geprägten Vorjahreswert von rund 75.000 Präsenz-Teilnehmenden deutlich zu übertreffen. Das Niveau vor der Pandemie, als mehr als 200.000 Menschen kamen, werde aber wohl noch nicht wieder erreicht.

Hannover Messe: Öffnungszeiten und Tickets

Das Messegelände ist für Besucherinnen und Besucher bis Freitag täglich von 9 bis 18 Uhr geöffnet. Tagestickets kosten im Online-Vorverkauf 34 Euro, an der Tageskasse 51 Euro. Das Dauerticket kostet im Online-Vorverkauf 87 Euro, an der Tageskasse 104 Euro. Das ermäßigte Tagesticket (unter anderem für Schüler, Studenten, Auszubildende und Menschen mit Behinderung) kostet 22 Euro.

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