Gequält und ermordet? Prozess um Tod von Vierjährigem gestartet
Über Monate soll ein Paar aus Barsinghausen einen Vierjährigen immer wieder gequält und schließlich getötet haben. Am Donnerstag hat vor dem Landgericht Hannover der Prozess gegen die beiden begonnen.
Der 28-jährigen Mutter des Jungen wird von der Staatsanwaltschaft Hannover Mord durch Unterlassen vorgeworfen. Der 33 Jahre alte Lebensgefährte muss sich unter anderem wegen Mordes aus niedrigen Beweggründen verantworten. Beide sind auch wegen schwerer Misshandlung von Schutzbefohlenen und Freiheitsberaubung angeklagt.
Wurde Fabian mit einem Fleischklopfer erschlagen?
Der Angeklagte habe sich von dem vierjährigen Fabian in seiner Liebesbeziehung gestört gefühlt, sagte Oberstaatsanwältin Bianca Vieregge zum Prozessauftakt. Anfang Januar 2023 habe der Angeklagte dann für das "ihm verhasste Kind" keinerlei Geduld mehr aufbringen wollen. Er habe das Kind in der gemeinsamen Wohnung in Barsinghausen mit einem Fleischklopfer mit voller Wucht attackiert. Zu dem Gewaltexzess mit einer Vielzahl von Schlägen gehörte laut Anklage auch eine Vergewaltigung. Statt die Polizei oder die Nachbarn zu rufen, habe die Mutter ihren völlig abgemagerten und schwer verletzten Sohn ins Kinderzimmer getragen, wo er in der darauffolgenden Nacht starb.
Auch die Schwester wurde brutal misshandelt
Die zwei Jahre ältere Schwester des Getöteten musste wie der Junge stundenlang auf dem Boden knien und wurde wie ihr Bruder nackt und ohne Decke in eine enge, dunkle Abstellkammer gesperrt. Das Mädchen, das ab Dezember 2022 die Grundschule besuchte, wurde aber den Ermittlungen zufolge nicht so massiv misshandelt wie der Junge, der nicht in den Kindergarten gebracht wurde. Der Vierjährige erlitt vor seiner Tötung unter anderem einen Bruch des Oberkiefers, der unbehandelt blieb. Die Region Hannover hatte nach der Festnahme des Paares mitgeteilt, dass die vier und sechs Jahre alten Kinder dem Jugendamt zuvor nicht bekannt gewesen seien.
Der 33-Jährige schweigt vor Gericht
Während die Angeklagte sich am ersten Prozesstag mit einem Taschentuch ein paar Tränen wegwischte, wirkte ihr früherer Partner emotionslos und unbeteiligt. Der 33-Jährige schwieg zunächst zu den Vorwürfen. Die Oberstaatsanwältin will nicht ausschließen, dass der Angeklagte eine Gefahr für die Allgemeinheit darstellt. Im Falle einer Verurteilung steht damit auch eine Sicherheitsverwahrung im Raum. Der Prozess wird am 6. Juli fortgesetzt. Es sind mehr als 20 Verhandlungstage angesetzt. Demnach könnte das Urteil erst im Dezember gesprochen werden.