Finanzen sollen Frauen keine Angst machen
Viele Frauen sprechen ungern über Finanzthemen und überlassen sie - entsprechend einer traditionellen Rollenverteilung - noch immer dem Partner oder fragwürdigen Beratern. Das kritisiert die Autorin Natascha Wegelin. Mit ihrem Blog "Madame Moneypenny" will sie Frauen ermutigen, sich selbst um die Finanzen zu kümmern. Die "Moneypenny"-Bewegung findet mittlerweile auch offline statt: In vielen Städten auch in Norddeutschland treffen sich regelmäßig Frauen, um über das Thema Finanzen zu sprechen.
18 Uhr auf der Lister Meile in Hannover. Nach und nach trudeln Frauen im Séparée eines Lokals ein. Sie sind zwischen 20 und 50 Jahren alt, kommen allein oder in Grüppchen. Begrüßt werden sie von der 29-jährigen Sabrina Krinitzky, die als ehrenamtliche Koordinatorin die "Madame Moneypenny"-Gruppe in der niedersächsischen Landeshauptstadt organisiert. Das heißt, sie legt Zeit und Ort der Treffen fest, zu denen dann online eingeladen wird. Auch sie sei über die sozialen Medien auf die Initiative gestoßen, erzählt Sabrina. Sie sei zwar schon immer sparsam gewesen, aber an Vermögensanlagen habe sie sich bis dahin nicht getraut: "Ich dachte einfach, man versteht es doch eh nicht oder man muss sich darauf verlassen, was einem ein Finanzmensch erzählt."
Die Risiken nicht außer acht lassen
Vor eineinhalb Jahren las sie dann den Blog von "Madame Moneypenny" und begann sich zu informieren. Mittlerweile legt die Behördenangestellte ihr Erspartes in Investmentfonds an, zusammen mit ihrem Mann hat sie ein Haus gekauft. "Man muss natürlich schauen, dass man nichts übers Knie bricht. Und man muss sich bewusst sein, dass es natürlich auch Risiken gibt. Aber es macht Spaß, wenn die ersten Erfolge kommen", freut sich Krinitzky.
Auch ein klares finanzielles Ziel hat sie schon: so viel anzusparen, dass sie irgendwann mit ihrem um ein paar Jahre älteren Mann in Rente gehen kann.
Unterschiedliche Motivationen
Die meisten der 18 Teilnehmerinnen des Treffens in Hannover sind beim Thema Finanzen aber noch ganz am Anfang: "Auf 'Madame Moneypenny' bin ich erst vor einer Woche über den Podcast aufmerksam geworden. Dann dachte ich: 'Gut, jetzt Attacke'", berichtet die 31 Jahre alte Wiebke. Die drei Jahre jüngere Unternehmensberaterin Eva beschäftigt sich seit etwa sechs Monaten mit dem Thema "Altersvorsorge". Und auch die 45-jährige Bianca, die zum zweiten Mal bei einem Treffen dabei ist, will noch mehr über den Umgang mit Finanzen erfahren und lernen: "Ich habe mich gleich angesprochen gefühlt, weil es sich direkt an Frauen richtet."
Ratschläge auf Augenhöhe
Die Treffen sollen ein geschützter Raum für Fragen sein. Das ist auch der Fotografin Nina aus Hannover wichtig: "Deswegen gehe ich zu einem Meeting nur mit Frauen, weil das mehr auf Augenhöhe ist. Ich glaube, weil Männer mir das Gefühl geben würden, dass sie schon alles wüssten - und ich noch nichts." Als Selbstständige will Nina neben Anlagetipps auch Erfahrungen zu anderen Geldthemen wie Honorarverhandlungen austauschen: "Was halte ich innerlich von mir, und was traue ich mich, als Gehalt zu verlangen?"
Die Angst überwinden, etwas falsch zu machen
Koordinatorin Krinitzky, sammelt die Fragen der Teilnehmerinnen auf kleinen Zetteln - und dann wird über jede Frage maximal 20 Minuten diskutiert. Besonders hoch im Kurs stehen Tipps zu Aktienfonds. "Wie viel sollte man gespart haben, um da einzusteigen?", fragt eine Teilnehmerin. Die Antwort aus der Runde: "Wenn das jetzt deine einzigen 3.000 Euro sind und du dann einen Nervenzusammenbruch kriegst, wenn deine Waschmaschine kaputt geht, dann würde ich es lassen. Im Zweifel hat man mal mit einem kleinen Depot anfangen, damit man sich an die Wertschwankungen gewöhnt."
Goldgräber-Stimmung herrscht in der "Moneypenny"-Gruppe nicht, aber die Überzeugung, dass, wer etwas gewinnen will, auch Risiken eingehen muss. Am Ende des Abends sagt jede, was sie sich bis zum nächsten Mal vornimmt. Ein Vorsatz fällt dabei immer wieder: Die Angst überwinden, etwas falsch zu machen - und das Thema Finanzen einfach angehen.