Corona-Ausbruch im Pflegeheim: Angeklagte weist Schuld von sich
Am Landgericht Hildesheim hat der Prozess gegen die frühere Mitarbeiterin eines Pflegeheims begonnen. Ihr wird vorgeworfen, durch ihr Verhalten 2021 einen Corona-Ausbruch verursacht zu haben.
Der Vorwurf lautet auf fahrlässige Tötung. Der Angeklagten werden zudem fahrlässige Körperverletzung und Urkundenfälschung zur Last gelegt. Die ehemalige Alltagsbegleiterin soll den Verantwortlichen im Heim einen gefälschten Impfausweis vorgelegt und damit vorgetäuscht haben, dass sie doppelt geimpft ist. Daher habe sie im November 2021 zunächst weiter in dem Heim arbeiten dürfen, obwohl ihr Sohn mit Corona infiziert war, so die Anklage. Sie soll auch selbst unbemerkt mit dem Virus infiziert gewesen sein. Die Staatsanwaltschaft wirft ihr vor, dafür verantwortlich zu sein, dass in dem Heim Corona ausbrach.
Corona-Ausbruch: Drei Heimbewohnerinnen in Hildesheim starben
Die 46-Jährige habe zunächst in der Kaffeepause einen Kollegen angesteckt, wodurch eine Infektionskette in Gang gesetzt worden sei. Drei Bewohnerinnen im Alter von 80, 85 und 93 Jahren starben. Bei der Jüngsten ergaben die Untersuchungen laut Staatsanwaltschaft, dass die Infektion die Todesursache war. Bei den anderen beiden Frauen seien andere Ursachen nicht auszuschließen, sagte ein Gerichtssprecher. Daher sei die Frau in diesen beiden Fällen wegen fahrlässiger Körperverletzung angeklagt.
Angeklagte: Bin keine Corona-Leugnerin
Zum Auftakt des Prozesses, für den fünf Verhandlungstage anberaumt sind, trug der Rechtsanwalt eine persönliche Erklärung der Angeklagten zu ihrer Lebenssituation vor. Sie sei keine Corona-Leugnerin, hieß es darin. Zwar habe sie einen gefälschten Impfausweis mit sich geführt. Dabei habe sie aber nach dem Willen ihres oft gewalttätigen Lebensgefährten gehandelt, der für die ganze Familie Impfpässe besorgt habe. Auch die Verantwortung für den Corona-Ausbruch stritt die 46-Jährige ab. "Meine Mandantin hatte keinen Kontakt zu den Verstorbenen", teilte der Verteidiger weiter mit.
Bei Corona-Ausbrüchen in Pflegeheimen starben besonders im ersten Jahr der Pandemie oft jeweils Dutzende Seniorinnen und Senioren. In der Folge ermittelten die zuständigen Staatsanwaltschaften wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung, so zum Beispiel in Wolfsburg, wo in einer Einrichtung 47 Menschen starben.