Bundespräsident mahnt bei Rabbiner-Ordination zu Wachsamkeit

Stand: 21.11.2022 19:15 Uhr

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat am Montag in Hannover eine orthodoxe Rabbiner-Ordination besucht. Dort mahnte er mit Blick auf die Zunahme antisemitischer Straftaten zu Wachsamkeit.

Fünf Rabbiner und Baal Tefilla, ein Vorbeter, erhielten in der Synagoge der Jüdischen Gemeinde Hannover ihre feierliche Ordination. Durch die Ordination werden sie in ihr Amt berufen. Ausgebildet wurden die Geistlichen am Rabbinerseminar zu Berlin. In seiner Rede sagte Steinmeier, dass er es als Ehre und als großes Glück empfinde, der Feier beizuwohnen.

Steinmeier: "Ein Tag der Hoffnung und Freude"

"Für mich ist es ein Tag der Hoffnung und der Freude", so der Bundespräsident weiter. Es bewege ihn zutiefst, dass zum ersten Mal seit dem Zweiten Weltkrieg in Niedersachsen, und zwar in Hannover - einer Stadt, der er sich sehr verbunden fühle -, wieder Rabbiner ordiniert würden. Gleichzeitig warnte er vor zunehmendem Antisemitismus.

Zahl antisemitischer Straftaten in Deutschland steigt

In Deutschland zeige sich "Antisemitismus wieder viel unverhohlener und offener", sagte Steinmeier. Jüdinnen und Juden würden diffamiert, verhöhnt und tätlich angegriffen. Der Bundespräsident erinnerte an das rechtsextreme Attentat in Halle vor drei Jahren: "Wie sehr wünschte ich, sagen zu können, dass dieser Anschlag in Halle zu einer wirklichen Wende geführt hätte. Aber ich kann es nicht sagen: Die Zahl antisemitischer Straftaten steigt in Deutschland", sagte der Bundespräsident bei der Ordination in Hannover.

Neues Zentrum im Haus der Religionen eröffnet

Am Nachmittag eröffnete Steinmeier noch ein neues Bildungs- und Dialogzentrum im Haus der Religionen in Hannover. "Das Haus der Religionen ist ein Symbol für ein vielfältiges, offenes, für ein tolerantes Deutschland", sagte Steinmeier. In dem Zentrum haben sich laut der Internetseite der Einrichtung neun Religionen und Weltanschauungen zu einem Ort der interreligiösen Bildung und Begegnung zusammengeschlossen - Christen, Juden, Muslime, Hindus, Buddhisten, Bahai, Aleviten, Jesiden und Humanisten. Auch Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD), Hannovers Oberbürgermeister Belit Onay (Grüne) und Hannovers Regionspräsident Steffen Krach (SPD) waren bei der Eröffnung zu Gast. Oberbürgermeister Onay sagte: "Hannover ist bundesweit die einzige Stadt, in der ein solches Haus existiert."

Weitere Informationen
Ein kaputtes Fenster in einer Synagoge. © Screenshot
1 Min

Hannover: Vermeintlicher Anschlag auf Synagoge aufgeklärt

In einem Gutachten wird ausgeschlossen, dass ein Stein das Fenster zerstört hat. Stattdessen soll eine Taube verantwortlich sein. (15.11.2022) 1 Min

Jederzeit zum Nachhören
Das Rathaus am Maschsee. © NDR Foto: Julius Matuschik
8 Min

Nachrichten aus dem Studio Hannover

Was in Ihrer Region wichtig ist, hören Sie in dem Mitschnitt der 15:00 Uhr Regional-Nachrichten auf NDR 1 Niedersachsen. 8 Min

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Regional Hannover | 21.11.2022 | 13:30 Uhr

Mehr Nachrichten aus der Region

Eine Milchkuh schnüffelt in die Linse des Fotografen. © picture alliance / dpa | Jochen Lübke Foto: Jochen Lübke

EuroTier 2024: Geht auch im Stall nichts mehr ohne KI?

In Hannover hat am Dienstag die Messe EuroTier begonnen. Ein Thema: Können Tierwohl und Nachhaltigkeit durch KI gewinnen? mehr

Aktuelle Videos aus Niedersachsen