Bundespräsident mahnt bei Rabbiner-Ordination zu Wachsamkeit
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat am Montag in Hannover eine orthodoxe Rabbiner-Ordination besucht. Dort mahnte er mit Blick auf die Zunahme antisemitischer Straftaten zu Wachsamkeit.
Fünf Rabbiner und Baal Tefilla, ein Vorbeter, erhielten in der Synagoge der Jüdischen Gemeinde Hannover ihre feierliche Ordination. Durch die Ordination werden sie in ihr Amt berufen. Ausgebildet wurden die Geistlichen am Rabbinerseminar zu Berlin. In seiner Rede sagte Steinmeier, dass er es als Ehre und als großes Glück empfinde, der Feier beizuwohnen.
Steinmeier: "Ein Tag der Hoffnung und Freude"
"Für mich ist es ein Tag der Hoffnung und der Freude", so der Bundespräsident weiter. Es bewege ihn zutiefst, dass zum ersten Mal seit dem Zweiten Weltkrieg in Niedersachsen, und zwar in Hannover - einer Stadt, der er sich sehr verbunden fühle -, wieder Rabbiner ordiniert würden. Gleichzeitig warnte er vor zunehmendem Antisemitismus.
Zahl antisemitischer Straftaten in Deutschland steigt
In Deutschland zeige sich "Antisemitismus wieder viel unverhohlener und offener", sagte Steinmeier. Jüdinnen und Juden würden diffamiert, verhöhnt und tätlich angegriffen. Der Bundespräsident erinnerte an das rechtsextreme Attentat in Halle vor drei Jahren: "Wie sehr wünschte ich, sagen zu können, dass dieser Anschlag in Halle zu einer wirklichen Wende geführt hätte. Aber ich kann es nicht sagen: Die Zahl antisemitischer Straftaten steigt in Deutschland", sagte der Bundespräsident bei der Ordination in Hannover.
Neues Zentrum im Haus der Religionen eröffnet
Am Nachmittag eröffnete Steinmeier noch ein neues Bildungs- und Dialogzentrum im Haus der Religionen in Hannover. "Das Haus der Religionen ist ein Symbol für ein vielfältiges, offenes, für ein tolerantes Deutschland", sagte Steinmeier. In dem Zentrum haben sich laut der Internetseite der Einrichtung neun Religionen und Weltanschauungen zu einem Ort der interreligiösen Bildung und Begegnung zusammengeschlossen - Christen, Juden, Muslime, Hindus, Buddhisten, Bahai, Aleviten, Jesiden und Humanisten. Auch Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD), Hannovers Oberbürgermeister Belit Onay (Grüne) und Hannovers Regionspräsident Steffen Krach (SPD) waren bei der Eröffnung zu Gast. Oberbürgermeister Onay sagte: "Hannover ist bundesweit die einzige Stadt, in der ein solches Haus existiert."