Bosch will 750 Stellen in Hildesheim streichen
Der Betriebsrat hatte es bereits befürchtet, nun hat der Autozulieferer Bosch bestätigt: 750 Stellen sollen am Standort Hildesheim wegfallen. Bosch begründet die Sparpläne mit der Krise in der Autoindustrie.
Ein Großteil der 1.500 Arbeitsplätze in Hildesheim - rund 600 - soll bis Ende 2026 wegfallen. Weitere 150 sollen bis 2032 folgen, wie der Konzern am Freitag mitteilte. "Um den Bestand des Hildesheimer Werks zu sichern, müssen wir unsere Strukturen vor Ort anpassen", sagte Karsten Müller, Bereichsvorstand für die Fertigung des Geschäftsbereichs Electrified Motion, in einer Mitteilung. "Dabei lässt sich ein Stellenabbau im Werk leider nicht vermeiden." Der Abbau solle so sozialverträglich wie möglich gestaltet werden, teilte ein Bosch-Sprecher dem NDR Niedersachsen mit. Der Autobauer wolle nun mit Arbeitnehmervertretern in Verhandlungen gehen.
IG Metall: "Wir werden Widerstand leisten"
Von den rund 1.500 Beschäftigten inklusive Auszubildender müsste nach den Plänen des Konzerns also die Hälfte gehen. Für die Gewerkschaft IG Metall sei die Ankündigung des Stellenabbaus überraschend schnell gekommen. "Für mich ist das ein Sterben auf Raten", sagte Karoline Kleinschmidt, Bosch-Beauftragte der IG Metall Alfeld-Hameln-Hildesheim, dem NDR Niedersachsen und kündigte an: "Wir werden Widerstand leisten". Die Gewerkschaft bereitet eigenen Angaben zufolge Aktionen vor, um gegen die Pläne zu protestieren. Am Montag soll es eine Betriebsversammlung geben. Neben dem Werk gibt es in Hildesheim auch ein Entwicklungszentrum, dort sind nach Angaben einer Bosch-Sprecherin aber nur ein paar Stellen betroffen.
Lies: Stellenabbau bei Bosch ist "herber Schlag"
Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) bezeichnete den geplanten Stellenabbau als "herben Schlag für die Belegschaft und die ganze Region". Er kündigte an, die Pläne des Unternehmens so nicht akzeptieren zu wollen. "Ein so erheblicher Stellenabbau schwächt den Standort insgesamt. Betriebsbedingte Kündigungen darf es nicht geben", teilte Lies am Freitag mit. Er stehe mit IG Metall, dem Betriebsrat und der Geschäftsführung im Austausch. Nicht nur das Werk in Hildesheim ist betroffen: Insgesamt sollen in den kommenden Jahren rund 5.500 Stellen bei Bosch wegfallen, etwa 3.800 davon in Deutschland.
Hildesheimer Werk vor dem Aus?
Auch der Betriebsrat äußerte sich verärgert über den geplanten Stellenabbau. "Die Ankündigung des Unternehmens, Personal in diesem Ausmaß zu reduzieren, ist für die Mitarbeiter ein Schlag ins Gesicht", sagte der Betriebsratschef der Zuliefersparte, Frank Sell, am Freitag. Der Betriebsrat hatte bereits befürchtet, dass das Werk in Hildesheim vor dem Aus steht. Auch die Bosch-Beauftragte der IG Metall, Karoline Kleinschmidt, hatte im August auf einer Betriebsversammlung vor einer drohenden Werksschließung 2027 gewarnt. "Das scheint sich zu bewahrheiten", sagte Kleinschmidt dem NDR Niedersachsen. Ihrer Ansicht nach sei der jetzige Schritt des Unternehmens absehbar gewesen, unter anderem, weil deutlich weniger Auszubildende fürs kommende Jahr eingestellt wurden und es für das Hildesheimer Werk ab 2027 keine Großaufträge mehr gibt.
Krise in der Autoindustrie trifft auch Bosch
Bosch begründete die Sparpläne mit der Krise in der Autoindustrie. Die Fahrzeugproduktion wird laut Konzern in diesem Jahr bei rund 93 Millionen Fahrzeugen stagnieren. Vor allem der europäische Markt für Elektrofahrzeuge wachse langsamer als prognostiziert, sagte ein Bosch-Sprecher dem NDR Niedersachsen. "Eine wesentliche Besserung ist in den nächsten Jahren nicht zu erwarten." Die Automobilhersteller würden dadurch zum Beispiel deutlich weniger Teile für E-Autos abrufen, was zu Personalüberhängen am Standort Hildesheim führt. In dem dortigen Werk werden Produkte für die Elektromobilität hergestellt. Der Autozulieferer betonte, auch mit kleinerer Besetzung "erstklassige Produkte" herstellen zu können. "Um dieses aber umsetzen zu können, müssen wir jetzt konsequent an unserer Wettbewerbsfähigkeit arbeiten", sagte eine Sprecherin. Eine Verlagerung der Produktion ist demnach nicht geplant.