Das Bosch-Logo und der Schriftzug am Eingang zum Werk Hildesheim © picture alliance Foto: Moritz Vennemann

Bosch: Stellenabbau ist heute Thema bei Betriebsversammlung

Stand: 25.11.2024 08:43 Uhr

Bei Bosch in Hildesheim soll es heute bei einer Betriebsversammlung um den Abbau von 750 Stellen gehen. Laut IG Metall wollen die Beschäftigten ihren Unmut zeigen.

Die Mitarbeiter wollen die Konzern-Verantwortlichen am frühen Nachmittag "gebührend empfangen" und "ihren Unmut ausdrücken", sagte der Betriebsratsvorsitzende Stefan Störmer dem NDR Niedersachsen. Auf dem Werksgelände ist laut Störmer ein großes Zelt mit 1.000 Stühlen aufgebaut worden. Störmer rechnet damit, dass es "rappelvoll" wird. Etwa 600 Arbeitsplätze bei Bosch in Hildesheim sollen bis Ende 2026 wegfallen. Weitere 150 sollen bis 2032 folgen, wie der Konzern am Freitag mitteilte. Von den rund 1.500 Beschäftigten inklusive Auszubildenden müsste nach den Plänen des Konzerns die Hälfte gehen.

IG Metall: "Sterben auf Raten"

Für die Gewerkschaft IG Metall sei die Ankündigung des Stellenabbaus überraschend schnell gekommen. "Für mich ist das ein Sterben auf Raten", sagte Karoline Kleinschmidt von der IG Metall Alfeld-Hameln-Hildesheim dem NDR Niedersachsen am Freitag. Sie kündigte an: "Wir werden Widerstand leisten." Neben dem Werk gibt es in Hildesheim auch ein Entwicklungszentrum, dort sind nach Angaben einer Bosch-Sprecherin einige wenige Stellen betroffen.

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Stellenabbau lässt sich laut Bosch "nicht vermeiden"

"Um den Bestand des Hildesheimer Werks zu sichern, müssen wir unsere Strukturen vor Ort anpassen", sagte Karsten Müller, Bereichsvorstand für die Fertigung des Geschäftsbereichs Electrified Motion, in einer Mitteilung. "Dabei lässt sich ein Stellenabbau im Werk leider nicht vermeiden." Der Abbau solle so sozialverträglich wie möglich gestaltet werden, teilte ein Bosch-Sprecher dem NDR Niedersachsen am Freitag mit. Der Autozulieferer wolle nun mit Arbeitnehmervertretern in Verhandlungen gehen.

Zwangsweise Reduzierung der Arbeitszeit

Eine weitere Stellschraube: die Wochenarbeitszeit. Diese soll nach Angaben einer Bosch-Sprecherin bei rund 10.000 Mitarbeitenden unter anderem auch am Standort Hildesheim reduziert werden. Dies betreffe vorwiegend Beschäftigte, in deren Verträgen bislang eine wöchentliche Arbeitszeit von 38 bis 40 Stunden vorgesehen ist. Teils sollen nur noch 35 oder 36 Stunden gearbeitet werden. Bei der 100-prozentigen Tochtergesellschaft Bosch Engineering gilt für 2.300 Beschäftigte bereits seit Oktober eine 37- statt 40-Stunden-Woche. Entsprechend der Arbeitszeit verringere sich auch das Gehalt.

Hildesheimer Werk vor dem Aus?

Der Betriebsratschef der Zuliefersparte, Frank Sell, sagte, mit dem einseitigen Eingriff des Unternehmens in das Entgelt der Beschäftigten sei ein neuer Tiefpunkt der Zusammenarbeit mit der Geschäftsführung erreicht. "Wir werden unseren Widerstand zu diesen Plänen nun auf allen Ebenen organisieren", so Sell. Bereits am Freitag bezeichnete Sell das angekündigte Ausmaß des Stellenabbaus als einen "Schlag ins Gesicht" für die Mitarbeitenden. Der Betriebsrat hatte bereits befürchtet, dass das Werk in Hildesheim vor dem Aus steht. Die Bosch-Beauftragte der IG Metall, Karoline Kleinschmidt, hatte im August auf einer Betriebsversammlung vor einer drohenden Werksschließung 2027 gewarnt. Denn: Es gibt laut Kleinschmidt für das Hildesheimer Werk ab 2027 keine Großaufträge mehr.

Lies: Stellenabbau bei Bosch ist "herber Schlag"

Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) bezeichnete den geplanten Stellenabbau ebenfalls als "herben Schlag für die Belegschaft und die ganze Region". Er kündigte an, die Pläne des Unternehmens so nicht akzeptieren zu wollen. "Ein so erheblicher Stellenabbau schwächt den Standort insgesamt. Betriebsbedingte Kündigungen darf es nicht geben", teilte Lies am Freitag mit. Er stehe mit der IG Metall, dem Betriebsrat und der Geschäftsführung im Austausch. Nicht nur das Werk in Hildesheim ist betroffen: Insgesamt sollen in den kommenden Jahren rund 5.500 Stellen bei Bosch wegfallen, etwa 3.800 davon in Deutschland.

Krise in der Autoindustrie trifft auch Bosch

Bosch begründete die Sparpläne mit der Krise in der Autoindustrie. Vor allem der europäische Markt für Elektrofahrzeuge wachse langsamer als prognostiziert, sagte ein Bosch-Sprecher dem NDR Niedersachsen. "Eine wesentliche Besserung ist in den nächsten Jahren nicht zu erwarten." Die Automobilhersteller würden dadurch zum Beispiel deutlich weniger Teile für E-Autos abrufen, was zu Personalüberhängen am Standort Hildesheim führt. In dem dortigen Werk werden Produkte für die Elektromobilität hergestellt. Der Autozulieferer betonte, auch mit kleinerer Besetzung "erstklassige Produkte" herstellen zu können. Eine Verlagerung der Produktion ist demnach nicht geplant.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Aktuell | 25.11.2024 | 08:00 Uhr

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