"Ampelmord": Tumulte nach Urteilsverkündung
Nach der Urteilsverkündung im "Ampelmord-Prozess" ist es im Landgericht Hildesheim zu tumultartigen Szenen gekommen: Angehörige des Verurteilen beschimpften Justizbeamte, Frauen warfen sich auf den Boden, Stühle flogen durch den Flur. Verletzt wurde niemand, Justizbeamte konnten die Lage wieder unter Kontrolle bringen. Eine Gerichtssprecherin kündigte an, dass die Störer mit einem Bußgeld rechnen müssen. Außerdem laufen gegen einige Zeugen Verfahren wegen Falschaussagen.
"Die Kammer ist sich sicher"
Zuvor erging das Urteil gegen einen 38-jährigen Mann aus Sarstedt: "Die Kammer ist sich sicher, dass der Angeklagte die Tat begangen hat", sagte der Vorsitzende Richter Ulrich Pohl vom Landgericht. Der 38-Jährige ist am Mittwoch von dem Gericht zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt worden. Der Mann aus Sarstedt (Landkreis Hildesheim) hat nach Überzeugung des Gerichtes zusammen mit einem Komplizen am Neujahrstag an einer roten Ampel den Liebhaber seiner Frau erschossen.
Angeblich kommt ganze Familie des Angeklagten als Mörder infrage
Der Verteidiger hatte vergangene Woche noch auf Freispruch plädiert. Es gebe keine Beweise dafür, dass sein Mandant die Schüsse auf den 35-jährigen Syrer abgegeben habe. Der Staatsanwalt forderte hingegen eine lebenslange Haftstrafe. Ein weiterer Verteidiger hatte in seinem Plädoyer hervorgehoben, dass ein Mitglied der Großfamilie seines Mandanten ausgesagt habe, sogar die Kinder hätten den 35-Jährigen töten wollen, weil er die Familienehre verletzt habe. Somit kämen seiner Ansicht nach alle Mitglieder der Familie mit libanesischen Wurzeln als Täter infrage. Der Bruder der Ehefrau wird als Mittäter verdächtigt. Er ist zurzeit noch auf der Flucht.
Staatsanwalt hat lebenslange Haft gefordert
Die Staatsanwaltschaft hatte sich am vergangenen Mittwoch in ihrem Plädoyer für eine lebenslange Haftstrafe ausgesprochen. Darüber hinaus beantragte sie, die besondere Schwere der Schuld festzustellen. Dies würde für den 38-Jährigen bedeuten, dass er auch nach 15 Jahren nicht aus dem Gefängnis entlassen werden könnte.
"Eine regelrechte Menschenjagd"
Staatsanwalt Wolfgang Scholz sprach in seinem Plädoyer von einem "heimtückischen Mord aus niedrigen Beweggründen". Es sei eine regelrechte Menschenjagd auf das Opfer gewesen. Der Angeklagte und sein Komplize hätten dem 35-Jährigen aufgelauert. Als der Syrer mit seinem Auto vor einer roten Ampel hielt, sollen sie mit Pistolen durch das Seitenfenster gefeuert haben. Dabei wurde er von neun Kugeln getroffen. Im Prozess hatte der Angeklagte bis zuletzt geschwiegen. Doch die Indizien wie Schmauchspuren, die Funkzellenauswertung von Mobiltelefonen und Zeugenaussagen überzeugten die Staatsanwaltschaft von der Täterschaft des Mannes - und letztendlich auch das Gericht.