Verkehrsgerichtstag diskutiert über Datenschutz rund ums Auto
Käufer moderner Autos wissen oft nicht, für welche Zwecke ihr Auto Daten sammelt. Der Verkehrsgerichtstag in Goslar diskutierte über Datenschutz und eine grenzübergreifende Nutzung durch die Polizei.
"Man kann da schon bis auf die psychische Grundausstattung des Fahrers Rückschlüsse ziehen", sagt der hessische Datenschutzbeauftragte und Seniorprofessor für Öffentliches Recht an der Universität Kassel, Alexander Roßnagel. "Man kann zum Beispiel das Fahrverhalten rekonstruieren aus den Daten: ob jemand sehr schnell fährt und an jeder Ampel eine Vollbremsung macht oder ob jemand zurückhalten fährt." Assistenten im Auto erinnern den Fahrer daran, nach einer bestimmten Zeit eine Pause zu machen. Sensoren in den Sitzen erfassen, wie viele Personen im Auto sitzen. Außen am Wagen messen Sensoren den Abstand zum Vordermann, das Wetter wird erfasst und die zurückgelegte Route gespeichert. Dies sind nur einige Beispiele. Nicht immer wissen Autofahrer davon.
Kritik: Wenig Transparenz für Verbraucher
Für Käufer moderner Autos sei sehr schwer zu erkennen, welche Daten gesammelt werden und wozu sie verwendet werden, sagt Roßnagel. Zwar seien die Hersteller verpflichtet, entsprechende Informationen zu veröffentlichen. "Sie werden auf der Webseite des Herstellers Hinweise finden, welche Daten erhoben werden", erklärt Roßnagel. "Im Regelfall ist es aber so, dass diese Hinweise alle Eventualitäten erfassen, deswegen äußerst umfangreich sind und kaum von irgendjemandem zur Kenntnis genommen werden." Man spreche da von bis zu 40 Seiten. Dabei handle es sich um juristische Formulierungen, mit denen sich die Hersteller absichern und nicht um alltagstaugliche Informationen für Verbraucher.
Hersteller sammeln Daten für eigene Zwecke
Die Hersteller sammeln die im Auto produzierten Daten, um Informationen über ihre Modelle zu sammeln und Probleme auszumachen, wie Roßnagel erklärt. "Momentan ist es so, dass die Hersteller eher eifersüchtig auf ihrem Datenschatz sitzen und den für ihre eigenen Zwecke benutzen." Doch nicht nur Autohersteller haben Zugriff auf Daten aus dem Wagen. Wer zum Beispiel den Kartendienst Google Maps als Navigation im Auto verwendet, gibt Daten an Google weiter. Wer welche Daten aus dem Auto bekommt, kommt Roßnagel zufolge deshalb auch darauf an, "mit wem Verträge abgeschlossen sind und welche Dienste im Auto genutzt werden".
Daten können von Versicherungen und Polizei genutzt werden
Neben den Herstellern können auch Versicherungen und die Strafverfolgungsbehörden Daten aus Autos nutzen. Versicherungen bieten sogenannte Telematik-Tarife an. Das Modell: Wer sein Fahrverhalten mit einer App aufzeichnen lässt und nachgewiesenermaßen defensiv fährt, zahlt weniger für seine Kfz-Versicherung. Kommt es zu einem Unfall, kann auch die Polizei auf die Fahrzeugdaten zugreifen. So könne schnell geklärt werden, ob das Auto nach dem Zusammenstoß nochmal verrückt wurde, damit der Fahrer besser dasteht, wie Roßnagel erläutert. Der Verkehrsgerichtstag in Goslar hat am Donnerstag die Sicht der Verbraucher und Anforderungen an den Datenschutz in Autos diskutieren, ebenso wie die Verwendung dieser Daten und eine