VW will Richter wegen Befangenheit ausschließen
Der Wolfsburger Volkswagen-Konzern versucht über seine Anwälte, einen mit der Diesel-Affäre befassten Richter wegen Befangenheit von einem Verfahren beim Landgericht Stuttgart ausschließen zu lassen. Nach NDR Informationen hat das Unternehmen eine 37-seitige Beschwerde eingereicht. Es handele sich um einen beispiellosen Fall einer unsachgemäßen Verfahrensführung durch einen Richter, heißt es in der Beschwerde der VW-Anwälte. Und weiter: Es sei bereits zu "zahlreichen schwerwiegenden Verfahrensverstößen" gekommen. Der Richter strebe eine öffentliche Vorverurteilung des Autokonzerns an.
Richter weist Vorwürfe zurück
Der betroffene Jurist hat sämtliche Vorwürfe in einer schriftlichen Erklärung zurückgewiesen, die dem NDR vorliegt. Er hatte in dem Verfahren regelmäßig gebohrt und nachgefragt und VW zur Vorlage brisanter Dokumente gezwungen, sagte er. Beim Landgericht Stuttgart klagen in einem sogenannten Kapitalanleger-Musterverfahren etwa 150 VW-Kleinaktionäre wegen erlittener Kursverluste infolge des Diesel-Skandals. Der führende Anwalt in dem Verfahren, Andreas Tilp, kritisierte den Befangenheitsantrag von VW und sprach von einem "Versuch, einen unbequemen Richter kalt zu stellen".