Tod durch Trockenstress: 120 Jahre alte Buche gestutzt

Stand: 09.06.2023 15:36 Uhr

Zu wenig Regen und gesunkenes Grundwasser sorgen bei den Bäumen für Trockenstress. Am Rande der Göttinger Innenstadt mussten Fachleute am Freitag deswegen eine abgestorbene Buche kürzen.

"Das ist eine Folge des Klimawandels", sagen Experten der Stadt Göttingen: Eine mächtige, mindestens 120 Jahre alte Rotbuche auf den historischen Göttinger Wallanlagen ist tot. Sie starb innerhalb weniger Monate durch Trockenstress, wie Gutachter feststellten. Am Freitag sägten Baumkletterer die mächtige Baumkrone ab. Die Gefahr, dass Äste vom abgestorbenen Baum abbrechen, sei zu hoch, teilte die Stadtverwaltung Göttingen mit.

Eine 120 Jahre alte Rotbuche in Göttingen © NDR Foto: Theresa Möckel Eine 120 Jahre alte Rotbuche in Göttingen, bei der die Krone abgetragen wurde. © NDR Foto: Theresa Möckel

Stadt Göttingen: "Ein Verlust für die biologische Vielfalt"

Trockenstress entsteht bei Hitze und wenig Regen. Das schnelle Absterben der Rotbuche überraschte jedoch selbst die Fachleute. Der Tod des Baumes sei ein großer Verlust für die biologische Vielfalt und das Mikroklima am Wall, hieß es. Von der ehemals 27 Meter hohen Buche sind nach der Teilfällung ungefähr 15 Meter übrig geblieben. "Hier haben wir das Glück, dass der Stamm sehr mächtig ist. Das heißt, wir können einen Totholzstamm stehen lassen und damit geben wir der Natur einfach ein bisschen was zurück", erklärte Niklas Rehm von der Stadt Göttingen gegenüber dem NDR Niedersachsen. Im verbliebenen Totholz soll ein Lebensraum für Insekten entstehen.

Eine 120 Jahre alte Rotbuche in Göttingen © NDR Foto: Theresa Möckel
Vor der Teilfällung war die Buche 27 Meter hoch und hatte einen Stammumfang von rund 4,8 Metern.
Bäume in der Stadt leiden besonders unter Dürre

Die Absterberate der Bäume in allen niedersächsischen Wäldern steigt laut Landesforsten stetig. 2021 lag sie bei 0,55 Prozent, 2022 starben 0,75 Prozent aller Bäume. Bäume im städtischen Bereich seien der Hitze in besonderem Maße ausgesetzt, so Niklas Rehm. Zudem komme durch Pflaster und Asphalt weniger Regenwasser an die Wurzeln. "Gleichzeitig ist auch die Strahlungsbelastung für die Bäume viel, viel höher. Das machen dann sehr viele heimische Arten nicht mehr mit." Bei Bäumen, die neu gepflanzt werden, wolle die Stadt künftig darauf achten, hitzeresistente Arten zu verwenden.

Weitere Informationen
Risse durchziehen den Boden auf einem Getreidefeld in der Region Hannover. © picture alliance/dpa/Mia Bucher Foto: Mia Bucher

"Außergewöhnliche Dürre": Pflanzen leiden unter trockenen Böden

Laut Dürre-Monitor des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung gilt in Niedersachsen am ersten Juni-Wochenende die höchste Warnstufe. (09.06.2023) mehr

Eine Beregnungsanlage auf einem Acker. © Screenshot
2 Min

Trockenheit bereitet Landwirtschaft Sorgen

Jürgen Buchholz muss seine 220 Hektar Land schon jetzt bewässern. Oberstes Gebot dabei: Wasser sparsam und effektiv einsetzen. (06.06.2023) 2 Min

Trockene Erde auf einem Acker. © Screenshot
2 Min

Zu wenig Regen lässt Grundwasser weiter sinken

Im Bundesvergleich war der Mai in MV am trockensten. In NDS sah es besser auch, doch auch hier bangen die Landwirte. (30.05.2023) 2 Min

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Regional Braunschweig | 09.06.2023 | 15:00 Uhr

Mehr Nachrichten aus der Region

Metin Tolan, Präsident der Universität Göttingen. © picture alliance/dpa Foto: Swen Pförtner

Uni Göttingen: Präsident Metin Tolan endgültig abgewählt

Eine letzte Vermittlung ist gescheitert, der Senat wählte den Präsidenten ab. Tolan kritisiert die Entscheidung scharf. mehr

Aktuelle Videos aus Niedersachsen

Das Logo von #NDRfragt auf blauem Hintergrund. © NDR

Umfrage zum Fachkräftemangel: Müssen wir alle länger arbeiten?