Streik in Süßwarenbranche: 750 Beschäftigte auf Demo in Hannover
Bei einer Demonstration am Montag sind 750 Beschäftigte verschiedener niedersächsischer Süßwarenhersteller auf die Straße gegangen. Die Demo war Teil eines 32-stündigen Warnstreiks, der am Dienstagmorgen endet.
Zu dem Ausstand hatte die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) aufgerufen. Sie vertritt im aktuellen Tarifstreit in der Süßwarenbranche die Arbeitnehmerseite. Als Hauptrednerin trat die DGB-Bundesvorsitzende Yasmin Fahimi auf. In ihrer Rede betonte Fahimi die Bedeutung von Tarifbindungen und -verträgen in einer sozialen Marktwirtschaft. Beide seien unverzichtbar, damit in Deutschland faire Löhne bezahlt werden. Der Vorsitzende des Landesbezirks Nord der Gewerkschaft NGG, Finn Petersen, zeigte sich angesichts der Teilnehmerzahl zufrieden.
NGG: Wollen Einigung, aber nicht zu jedem Preis
Mit der Kundgebung wollte die NGG kurz vor der dritten Verhandlungsrunde am 31. Oktober ein weiteres starkes Zeichen an die Arbeitgeber in der Süßwarenbranche senden. "Wir, die Arbeitnehmer, möchten gerne den Tarifstreit beilegen und einen zufriedenstellenden Abschluss finden", sagte Petersen weiter. Ein Scheitern der dritten Verhandlungsrunde würde den Streit weiter eskalieren lassen. Laut Petersen könnte die NGG die Beschäftigten in einer Urabstimmung über einen unbefristeten Streik abstimmen lassen. "Ich bin noch guter Hoffnung, dass sich dieser Schritt vermeiden lässt und wir mit den Arbeitgebern zusammenfinden. Aber nicht zu jedem Preis", sagte Petersen.
3.000 Beschäftige folgen Warnstreik-Aufruf
Der NGG zufolge sind rund 3.000 Beschäftigte verschiedener Süßwarenbetriebe aus dem Tarifgebiet Niedersachsen/Bremen dem Aufruf zum 32-stündigen Warnstreik gefolgt, darunter auch Mitarbeitende zweier Werke des Snackproduzenten Lorenz. Sie wollten damit "für einen spürbaren Produktions- und Auslieferungsstopp für Knabberartikel sorgen", heißt es in einer NGG-Pressemitteilung.
Lohnplus von 9,9 Prozent gefordert
Die Gewerkschaft fordert für die Beschäftigten weiterhin ein Lohnplus von 9,9 Prozent, mindestens aber 360 Euro pro Monat bei zwölfmonatiger Laufzeit. Auszubildende sollen demnach 190 Euro mehr pro Monat erhalten. Die Arbeitgeberseite hatte zuletzt angeboten, den Lohn in diesem Jahr um 2,8 Prozent und im kommenden Jahr um 2,2 Prozent bei einer Laufzeit von 27 Monaten zu erhöhen. Darüber hinaus hatte sie eine Nettoeinmalzahlung von 250 Euro (für Azubis 125 Euro) angeboten.
Gewerkschaft warnt vor noch drastischeren Arbeitsniederlegungen
Für die NGG ist das kein faires Angebot: "Die Süßwarenindustrie steigert ihre Umsätze jährlich, 2023 lag der Umsatz in Deutschland bei über 18 Milliarden Euro. Wir streiken weiter für eine faire Beteiligung der Beschäftigten am Erfolg der Unternehmen in dieser Branche und erwarten für die dritte Runde ein deutlich nachgebessertes Angebot", hatte der Gewerkschaftssekretär für die Süßwarenbranche in der Region Süd-Ost-Niedersachsen-Harz, Arno Fischer, im Vorfeld des Warnstreiks gesagt. Auch er kündigte für den Fall, dass auch in der kommenden Verhandlungsrunde keine Einigung erzielt wird, weitere und noch drastischere Arbeitsniederlegungen an.
150 Beschäftigte streikten bereits im August
Seit Anfang August laufen die Verhandlungen im Tarifgebiet Niedersachsen/Bremen zwischen der NGG und dem Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie (BDSI). Der BDSI hatte die Verhandlungen im August vorübergehend ausgesetzt, nachdem die Gewerkschaft zu einem 24-stündigen Warnstreik aufgerufen hatte. 150 Beschäftigte von Lorenz in Hankensbüttel hatten sich an dem Streik beteiligt. Anfang September wurden die Verhandlungen wieder aufgenommen. Die dritte Runde ist für den 30. Oktober angesetzt.