Gebäude des Verwaltungsgerichts in Göttingen © NDR Foto: Wieland Gabcke

Sexualisierte Übergriffe? Universität klagt gegen Professor

Stand: 06.07.2023 15:03 Uhr

Es ist das zweite Mal, dass einem Professor der Universität Göttingen Übergriffe auf Frauen vorgeworfen werden. Die Universität ruft dazu auf, solche Vorfälle zu melden.

von Wieland Gabcke

Beide Fälle reichen lange zurück. Ein Professor war im vergangenen Jahr vom Landgericht verurteilt worden, weil er eine Doktorandin geschlagen hatte. Einem anderen Professoren werden nun Übergriffe auf Frauen vorgeworfen, die bis ins Jahr 2012 zurückreichen. Welche Konsequenz hat die Hochschule daraus gezogen? "2021 ist die Gewaltschutzrichtlinie der Universität aktualisiert worden", erklärt Pressesprecher Thomas Richter dem NDR in Niedersachsen. Ob das wegen der Vorwürfe gegen die Professoren geschehen sei, will er nicht bestätigen.

Erhält der beschuldigte Professor weiter sein Gehalt?

Auch zu dem konkreten Fall gibt die Pressestelle keine Auskunft. "Wir sagen grundsätzlich nichts zu schwebenden Verfahren", heißt es offiziell. Klar ist: Die Universität will den Forstwissenschaftler loswerden. Das Verwaltungsgericht Göttingen verhandelt nun die Disziplinarklage. Aus der geht hervor: Die Universität hat dem Forstwissenschaftler im Jahr 2017 Dienstgeschäfte untersagt und Hausverbot erteilt. Offen bleibt, ob der seitdem beurlaubte Professor weiter sein volles monatliches Gehalt erhält, oder ob die Uni die Bezüge gekürzt hat. Auch zu dieser Frage gibt die Pressestelle der Universität keine Auskunft.

Fünf Jahre von der Klage bis zum Prozess

2018 hatte die Universität die Klage eingereicht. Dass erst fünf Jahre später verhandelt wird, erklärt Gerichtssprecher Neumeister mit der hohen Belastung am Verwaltungsgericht - etwa durch Asylverfahren und dann durch die Corona-Pandemie. 20 Zeuginnen und Zeugen sollen in dem Verfahren aussagen. Zum Prozessauftakt erklärte eine ehemalige Doktorandin, der 59-Jährige Professor sei mit dem Fuß an der Innenseite ihres Beins hochgewandert. Er soll auch Frauen bei einer Feier Eiswürfel in den Ausschnitt geworfen haben. Andere Professoren hätte nicht eingegriffen. Der Beschuldigte bestreitet die Vorwürfe.

Uni ermutigt Betroffene, sich zu melden

Derweil will die Universität mit der Kampagne "Stoppt sexualisierte Belästigung und Gewalt" Betroffene dazu ermutigen, Erfahrungen und Beobachtungen zu sexualisierter Gewalt und ähnlichen Übergriffen zu melden. Man könne sich an vertrauliche Beratungsstellen wenden, bei denen "Sie als ratsuchende Person, Ihre Perspektiven und Anliegen" im Zentrum stehen, informiert die Universität. In der Beratung könne geklärt werden, ob eine Beschwerde eingelegt, externe Hilfsstellen aufgesucht oder eine Strafanzeige gestellt werden soll.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Regional Braunschweig | 06.07.2023 | 15:00 Uhr

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