Abzucht (Nebenfluss der Oker) in der Innenstadt Goslars. Hier gab es 2017 große Überschwemmungen. © NDR Foto: Marie Stiller

Sechs Jahre nach Hochwasser: Ist Goslar jetzt gut geschützt?

Stand: 11.07.2023 12:56 Uhr

Im Juli 2017 überflutete ein Hochwasser Goslar und seine Altstadt. Die Angst bleibt, dass so etwas nochmal passieren kann - trotz Maßnahmen zum Hochwasserschutz. Was hat sich in der Stadt im Harz getan?

von Marie Stiller

Die Erinnerungen an den 26. Juli 2017 haben sich bei den Bewohnerinnen und Bewohnern von Goslar eingebrannt: Starkregen flutete große Teile der Stadt, der Landkreis löste damals den Katastrophenalarm aus. "Ich war geschockt, was da an Wassermassen die Abzucht runterkam. Fische schwammen über den Marktplatz", erinnert sich Werner Neumann. Sein Haus steht direkt neben der Abzucht, einem kleinen Nebenfluss der Oker, der sich durch Goslar schlängelt.

Enorme Schäden an Häusern in Goslar - Hilfe vom Land

Beim Hochwasser vor sechs Jahren überflutete die Abzucht große Teile der Altstadt und setzte Häuser unter Wasser. Werner Neumann kam mit einem Schrecken davon. Sein Haus blieb trocken. Familie Miljevic hatte weniger Glück. Sie war während des Hochwassers im Urlaub und hat über Nachrichten im Fernsehen von den Ereignissen in Goslar erfahren. Zuhause angekommen erwartete sie ein vollgelaufener Keller. "Uns konnte tatsächlich sehr schnell geholfen werden", so Dusan Miljevic über Hochwasserhilfen, die ihm vom Land Niedersachsen ausgezahlt wurden. Eine Versicherung, die die Schäden geregelt hätte, hatte er zu dem Zeitpunkt nicht.

Hochwasserschaden am Pflegeheim Theresienhof in Goslar. © Ursel Ballin/Theresienhof Foto: Ursel Ballin
Nach der Flut unbewohnbar: ein Gebäude des früheren Seniorenheims Theresienhof vor seinem Abriss.
"Da funktioniert man nur noch": Seniorenheim Theresienhof überflutet

Besonders stark vom Hochwasser betroffen war das Seniorenheim Theresienhof flussaufwärts der Altstadt. "Am Vorabend hatte die Feuerwehr draußen auf dem Gelände Sandsäcke ausgelegt. Wir haben nicht geglaubt, dass es tatsächlich so schlimm kommt", erzählt Heimleiterin Ursel Ballin heute. Die Situation hatte sich damals über Nacht zugespitzt. Am Morgen des 26. Juli waren die Erdgeschosse der Einrichtung teils hüfthoch mit Wasser und Schlamm gefüllt. 134 Bewohnerinnen und Bewohner mussten evakuiert und in Notunterkünften und anderen Pflegeheimen untergebracht werden. "Wir mussten damals innerhalb von zehn Minuten entscheiden: 'Raus hier, oder hierbleiben?' Da funktioniert man nur noch."

Seniorenheim-Neubau und höhere Mauern in der Altstadt

Das Pflegeheim Theresienhof in Goslar (Neubau nach Hochwasserschaden). © Ursel Ballin/Theresienhof Foto: Ursel Ballin
Und so sieht es heute aus: Wo einst ein Gebäude des Seniorenheims Theresienhof im Fachwerk-Stil stand, leben die Menschen nun in einem Neubau.

Nachdem das Hochwasser gegangen war, starteten die Aufräum- und Wiederaufbauarbeiten am und im Seniorenheim. Acht Monate später konnte ein Großteil wieder bewohnt werden. Ein Hauptgebäude war allerdings so stark beschädigt, dass es abgerissen werden musste. Stattdessen steht an gleicher Stelle heute ein moderner Neubau. Auf dem Gelände selbst wurden Schutzmaßnahmen vor erneutem Hochwasser getroffen: So wurde das Flussbett der Abzucht auch an dieser Stelle breiter und tiefer gemacht und neue Brücken so gebaut, dass sie künftigen Wassermassen nicht mehr im Weg stehen und diese anstauen.

Auch an anderer Stelle hat die Stadt Goslar auf das Hochwasser von vor sechs Jahren reagiert: Eine zeigt sich in den Ufermauern der Abzucht. Sie wurden in einigen Abschnitten deutlich erhöht und verstärkt.

Heute, am 11. Juli, informiert die Stadt den Anwohnerinnen und Anwohner über das Hochwasserschutzkonzept, das Goslar zuletzt erarbeitet hat. Der Termin beginnt um 17 Uhr im Rammelsberghaus.

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Der Braunschweiger Dom von oben. © NDR Foto: Julius Matuschik
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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Regional Braunschweig | 11.07.2023 | 15:00 Uhr

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