Nach dem Hochwasser: Wie sieht es im DLRG-Bootshaus aus?
DLRG-Rettungsschwimmer am Northeimer Freizeitsee mussten ihr Bootshaus evakuieren, als Heiligabend das Wasser über die Ufer trat. Nun durften sie erstmals nach dem Rechten sehen.
"Das Wasser ist so schnell gekommen, dass man da wirklich nicht mehr viel agieren konnte", erzählte Raphael Holz, der Vorsitzende der Ortsgruppe der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG), dem NDR Niedersachsen am Donnerstag. Eigentlich ein lebensfroher Mensch, wird sein Blick beim Gedanken an die Hochwasser-Nacht ernst. Noch am Morgen des 24. Dezember sicherten die ehrenamtlichen Rettungsschwimmerinnen und -schwimmer ihr Vereinshaus mit Sandsäcken. Am Abend musste dann evakuiert werden.
Hochwasser-Evakuierung bis spät in die Nacht
Schnell werden die Vereinsmitglieder erneut zusammengetrommelt. Sie packen an und bringen das Nötigste in Sicherheit, erst beim benachbarten Restaurant, dann in der oberen Etage des eigenen Bootshauses. "So hatten wir dann eine heilige Nacht hier im Bootshaus mit der Gemeinschaft der Einsatzkräfte", sagt Holz.
Ende einer zweiwöchigen Hängepartie
Nach zwei Wochen, in denen die Rettungsschwimmer ihr Bootshaus den Fluten überlassen mussten, können sie nun das Gebäude wieder betreten. "Alter!", entfährt es Sven Guse, als er den Geräteraum des Bootshauses betritt. Es riecht nach Moder, die Feuchte steht in der Luft. Raphael Holz drückt auf einen Schalter an der Wand. "Licht geht schon mal", entgegnet er. Auf den Bodenfliesen im Raum nebenan hat das Wasser ein unregelmäßiges Muster aus Dreck gezeichnet. Eine braune Linie an der Wand markiert den Höchststand des Wassers.
Ein bisschen erleichtert wirken Holz und Guse dennoch. Das große Chaos ist ihnen hier drinnen erspart geblieben. Am schwersten wird wohl die aufgequollene Vertäfelung an den Wänden zu reparieren sein, schätzt Holz. Die Laune sinkt jedoch, als die DLRG-Männer kurz darauf feststellen, dass ein Reinigungsgerät fehlt. Eine Spende, noch nicht alt. "Es müssen welche hier gewesen sein, die Selbstbedienung gespielt haben", schnaubt Guse. Sportvereine oder Rettungsorganisationen zu bestehlen, das gehe gar nicht.
Jetzt beginnt das Aufräumen
Als wäre das noch nicht genug der schlechten Neuigkeiten, wartet draußen eine weitere Hiobsbotschaft auf sie: Der Wachcontainer an der Badewiese, ausgerüstet mit viel Technik, steht immer noch mitten im Hochwasser. "Wohl ein Totalschaden", murmelt Guse. Im Bootshaus wollen sie nächste Woche anfangen, den Schaden zu dokumentieren, Probebohrungen anzustellen und bis in die hinterste Ecke sauber zu machen.
Flut im Restaurant: "Wie ein kleines Schwimmbecken"
Es wird nicht die einzige Baustelle am Northeimer Freizeitsee sein: Gleich nebenan haben Noel Bender und sein Vater damit begonnen, ihr Ausflugslokal von den wüsten Hinterlassenschaften des Wassers zu befreien. Das Wasser sei durch die Türen in einen tiefer gelegenen Bereich geschossen, schildert der Junior. "Wie ein kleines Nichtschwimmerbecken sah das aus." Nun arbeitet eine Entlüftungsmaschine in der Mitte des Gastraums auf Hochtouren.
So hoch stand das Wasser hier noch nie
Seit 31 Jahren betreibe die Familie das Restaurant, erzählt Bender. So eine Flut hätten sie in all den Jahren am eigentlich ruhigen Freizeitsee noch nicht erlebt. "Wir sind mit einem blauen Auge davongekommen, verglichen damit, wie sehr es andere Orte in Niedersachsen getroffen hat", sagt der Gastronom. Dennoch sei an eine Eröffnung vor dem Frühjahr nicht zu denken. Ihm ist wichtig, den freiwilligen Helfern von THW, freiwilliger Feuerwehr und eben der DLRG Danke zu sagen.
Hochwasser-Schaden: Zahlt die Versicherung?
Vieles ist noch ungewiss am Northeimer Freizeitsee. Die kurz vor dem Hochwasser abgeschlossene Versicherung der DLRG deckt Hochwasser-Schäden erst ab dem Jahresbeginn - da hatte das Hochwasser das Bootshaus bereits überschwemmt. Spenden werden für die weitere Arbeit eine wichtige Rolle spielen, schätzt Raphael Holz. Eine Sache konnten die Rettungsschwimmer dem Hochwasser aber abgewinnen: Sie wollen sich weiter auf die Strömungsrettung spezialisieren, mehr Menschen darin ausbilden. "Viele schmunzeln immer noch darüber", sagt Sven Guse. "Aber jetzt hat man gesehen, was Wasser für eine Kraft hat."