Nach Rassismus-Vorwurf: Polizei lehnt weitere Gespräche ab
Nach dem Rassismus-Vorwurf eines Schülerratssprechers gegen den Wachmann einer Sicherheitsfirma hält die Polizei Braunschweig einen weiteren Austausch nicht für zielführend.
Momentan seien keine weiteren Gespräche mit dem Stadtschülerratssprecher geplant, sagte ein Polizeisprecher dem NDR in Niedersachsen. Grund dafür seien die Aussagen von Atakan Koçtürk in Medienberichten. Außerdem sei das, was die beteiligten Beamten schildern, schlüssig, so der Sprecher. Demnach habe Koçtürk sich auf der Wache "zunehmend uneinsichtig" gezeigt.
Schülervertreter widerspricht Aussagen der Polizei
Der Schülervertreter sieht das anders: Er habe lediglich wissen wollen, wie er den Schlüssel für das Büro zurückerhalte. "Ich bin enttäuscht, dass es nun keine weiteren Gespräche mehr geben soll", sagte Atakan Koçtürk dem NDR Niedersachsen. Koçtürk hatte auf weitere Gespräche gehofft, damit solche Vorfälle in Zukunft verhindert werden können.
Sicherheitsfirma: Wachmann äußerte sich nicht rassistisch
Mittlerweile hat die Sicherheitsfirma gegenüber der Stadt Braunschweig schriftlich Stellung bezogen. Laut Stadt gibt das Unternehmen an, dass sich ihr Mitarbeiter nicht rassistisch geäußert habe. Um den Sachverhalt weiter aufzuklären, habe die Stadtverwaltung den Geschäftsführer kontaktiert und zu einem kurzfristigen Gespräch aufgefordert, hieß es. Überhaupt unterstützt die Stadt Schülervertreter Koçtürk: Im Laufe des Freitagnachmittag sollte er wie angekündigt seinen Schlüssel für das Büro zurückerhalten. Zusätzlich werde ihm ein Transponder ausgehändigt und ein Schreiben, das ihn als Mitglied des Stadtschülerrats ausweist, hieß es. "Es ist vorgesehen, dass alle anderen Mitglieder ein solches Nachweisschreiben ebenfalls kurzfristig erhalten."
Stadt Braunschweig will schnelle Aufklärung
Ein Wachmann der Sicherheitsfirma soll Koçtürk am Sonntag aus dessen Büro geworfen und rassistisch beleidigt haben. Zunächst hätte der Sicherheitsmann ihn wohl für einen Einbrecher gehalten, sagte Koçtürk dem NDR Niedersachsen. Als er ihm erklärte, dass er der Schülerratssprecher sei und in dem Büro arbeite, soll der Wachmann entgegnet haben, ein Türke könne nicht Vorsitzender der Schüler sein, so der in Braunschweig geborene Koçtürk. Der Wachmann habe die Polizei gerufen, die ihm dann ebenfalls nicht geglaubt habe. Die Beamten stellten seinen Büroschlüssel sicher und übergaben ihn an den Wachmann. Die Polizei hatte auf NDR Anfrage mitgeteilt, sie sehe kein Fehlverhalten der Beamten. Das Hausrecht für das Büro liege am Wochenende bei der Sicherheitsfirma. Vielmehr sei das Verhalten des Schülervertreters "unangebracht" gewesen, so ein Polizeisprecher. Die Stadt kündigte an, den Vorfall schnellstmöglich aufzuklären und die erforderlichen Konsequenzen zu ziehen.