Kommentar zur "Rainbow Family" im Harz: Was für ein Bild!
Hunderte Hippies sorgen im Harz seit Tagen für Aufsehen. Zwei Landkreise gehen gegen das "Rainbow Gathering" samt geplantem Ritualfeuer vor - und ignorieren dabei auch das Grundgesetz.
Ein Kommentar von Ute Andres, Leiterin des NDR Studios Braunschweig
Was für ein Bild: Bewacht von vielen Polizisten mit Helm und Schutzweste löschen viele vermummte Feuerwehrleute ein kleines Lagerfeuer auf einer Wiese im Harz. Die Leute, die das Feuer gemacht haben, springen nicht aufgeregt auf, um sich dagegen zu wehren. Sie beschimpfen nicht die Einsatzkräfte und sie greifen sie auch nicht an. Die Leute stehen einfach da, sie fassen sich an den Händen und bilden einen großen Kreis um Lagerfeuer, Feuerwehr und Polizei.
Und dann singen sie!
Sie singen!
Da stehen 1.000 zum Teil halbnackte Menschen, singen und gucken zu, wie ein kleines Lagerfeuer mit Polizeischutz gelöscht wird.
Was für ein Bild!
Verbote für Journalisten - Landkreise ignorieren Pressefreiheit
Dieses Bild sollte eigentlich gar nicht gemacht werden. Bei diesem Einsatz am Montag wollten die Landkreise Göttingen und Goslar nämlich keine Presse dabeihaben. Es galt ein Betretungsverbot für das Gelände im Harz, nicht nur für illegale Camper, sondern auch für Journalisten von Zeitungen, Rundfunk und Fernsehen. Pressefreiheit? Grundgesetz Artikel 5? Mal eben ausgesetzt durch eine Allgemeinverfügung. Angeblich, um Gefahren abzuwehren, ignorieren die Landkreise mal eben, was uns nach 1945 Gott sei Dank ins Grundgesetz geschrieben wurde: die Freiheit und Unabhängigkeit der Presse.
Bild von der Lage vor Ort: Ein Einsatz, der irritiert
Unser NDR Kollege hat trotzdem seine Arbeit gemacht, er ist in den vergangenen Tagen immer wieder zu dem illegalen Camp im Landschaftsschutzgebiet im Harz gefahren, hat Bilder gedreht, mit den Campern und Behörden geredet. Also genau das getan, wozu wir verpflichtet sind: uns ein Bild von der Lage vor Ort zu machen. Und was haben wir gesehen: am Montag einen irritierenden Einsatz von Polizei und Feuerwehr. Und die Tage zuvor, 2.000 Menschen oder mehr, die illegal in einem Landschaftsschutzgebiet lagern und alles daransetzen, in der Vollmondnacht ein großes Feuer zu machen.
Polizisten mit Engelsgeduld
Tagelang haben Polizisten mit einer Engelsgeduld mit den Campern geredet und sie aufgefordert, zu gehen. Und auch das können wir nur berichten, wenn die Behörden das Grundgesetz achten, uns einen ungehinderten Zugang gewähren, uns nicht aussperren und uns Journalisten unsere Arbeit machen lassen.