Stand: 18.01.2017 17:29 Uhr

Busfahrer lässt Kinder an Unfallstelle aussteigen

Das Verhalten eines Busfahrers nach einem tödlichen Unfall in Tappenbeck im Landkreis Gifhorn sorgt in der Gemeinde für Kopfschütteln. Der Mann hatte am Mittwoch Schulkinder im Alter zwischen 10 und 15 Jahren aussteigen lassen und so zugelassen, dass sie sich direkt auf den Weg zur Unfallstelle machen konnten. Offenbar hatte er die Kinder wegen des sich bildenden Staus aufgefordert, auszusteigen, damit er umdrehen und wieder zurück fahren könne. Zuvor war bei einem Überholmanöver auf der Bundesstraße 248 ein 88-jähriger Autofahrer ums Leben gekommen. Zwei Frauen waren bei dem Frontalzusammenstoß schwer verletzt worden.

Feuerwehrfrau bringt Kinder nach Hause

Fast hätten die Schulkinder die Leiche und die beiden schwer verletzten Frauen gesehen. Doch die Feuerwehr fing sie gerade noch rechtzeitig ab. Gemeindebrandmeister Karsten Teitge kritisierte das Verhalten des Busfahrers: Die Feuerwehr habe genug vor Ort zu tun gehabt, musste die Schwerverletzten aus den Autos schneiden und die Unfallstelle sichern, so Teitge.

Verkehrsgesellschaft entschuldigt sich

Stephan Heidenreich, Chef der Verkehrsgesellschaft Landkreis Gifhorn, steht vor einem Bus © NDR Foto: Frank Ihben
Stephan Heidenreich, Chef der Verkehrsgesellschaft Landkreis Gifhorn, bedauert den Vorfall.

Der Chef der Verkehrsgesellschaft Landkreis Gifhorn, Stephan Heidenreich, hat mit dem Busfahrer gesprochen. Der betonte, dass er die Kinder nicht auf freier Strecke habe aussteigen lassen, sondern direkt im Ort Tappenbeck. Er habe die Kinder nach eigener Aussage gefragt, ob sie aussteigen möchten oder ob er sie zur letzten Haltestelle zurückfahren solle, wo sie dann auf den nächsten Bus warten könnten. Die Kinder hätten einmütig gesagt, dass sie aussteigen wollten. Er selbst habe den Linienbus anschließend gewendet und sei in Richtung Weyhausen gefahren. Heidenreich bedauert nach eigenen Angaben, dass sein Mitarbeiter die Situation falsch eingeschätzt habe. Eigentlich gebe es die Anweisung, dass Busfahrer Minderjährige in solchen Fällen immer wieder zur Starthaltestelle zurückbringen müssten.

"Die hätten einen Schaden fürs Leben bekommen"

Feuerwehrfrau Dora Bischoff, die die Kinder schließlich nach Hause fuhr, vermag sich gar nicht auszumalen, was passiert wäre, wenn die Kinder sich tatsächlich bis zur Unfallstelle durchgeschlagen hätten. Die hätten einen "Schaden fürs Leben" bekommen, sagt Bischoff. Denn natürlich hätten die Kinder dorthin gehen wollen, "wo etwas los ist". Diese Bilder wären aber nicht spurlos an den Kindern vorbeigegangen, ist sich die Feuerwehrfrau sicher. Aufgrund der Sperrung hätten die Kinder mitten auf der Bundesstraße auch nicht von ihren Eltern abgeholt werden können.

Keine Straftat oder Ordnungswidrigkeit

Für polizeiliche Ermittlungen gibt es nach Angaben eines Polizeisprechers indes keinen Grund. Es liege weder eine Straftat noch eine Ordnungswidrigkeit vor. Lediglich gehe es um den Vorwurf, dass der Fahrer möglicherweise gegen innerbetriebliche Vorschriften verstoßen hat. Die Polizei werde höchstens die Kontaktperson vermitteln, wenn Eltern gegebenenfalls zivilrechtliche Ansprüche durchsetzen wollten, weil die Kinder nicht ordnungsgemäß an einer Haltestelle aus dem Bus gelassen wurden, so der Sprecher.

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Aktuell | 18.01.2017 | 14:00 Uhr

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