Angriff auf Grünen-Politikerin: 66-Jähriger zu Geldstrafe verurteilt
Das Amtsgericht Göttingen hat einen 66-Jährigen für den Angriff auf die Grünen-Landtagsabgeordnete Marie Kollenrott verurteilt. Der Rentner muss eine Geldstrafe und Schmerzensgeld bezahlen.
Die Geldstrafe beträgt 1.600 Euro und das Schmerzensgeld 600 Euro, wie die Richterin am Amtsgericht Göttingen am Montag urteilte. Das Amtsgericht sprach den Mann wegen zweifacher vorsätzlicher Körperverletzung und Beleidigung schuldig. Der 66-Jährige hatte demnach die Abgeordnete Marie Kollenrott Ende Mai an einem Wahlkampfstand in der Göttinger Innenstadt angegriffen und verletzt. Die Richterin sah es am Montag als erwiesen an, dass der Beschuldigte Ende Mai mehrfach gegen den linken Oberarm der 39-Jährigen geschlagen und sie zuvor beleidigt hatte. "Dreckspack, ihr Grünen", habe er in ihre Richtung gesagt. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.
Justizministerin: Beschleunigtes Verfahren "für alle Beteiligten gut"
Die Staatsanwaltschaft Göttingen hatte aufgrund der Beweislage ein beschleunigtes Verfahren erwirkt. Niedersachsens Justizministerin Kathrin Wahlmann (SPD) sagte dem NDR Niedersachsen am Montag: "In den Verfahren, in denen man den Täter hat, in denen die Beweismittel alle da sind, sollte man das Verfahren möglichst schnell zu Ende bringen. Das ist für alle Beteiligten gut." Sie erklärte: "Das ist sowohl für den Angeklagten gut, der dann weiss, was mit ihm passiert, als auch für das Opfer, das schnell Genugtuung erfährt. Und für die Justiz natürlich auch, weil jedes Verfahren, das wir erledigt haben, liegt nicht mehr auf dem Stapel."
Mann will Unschuld mit DNA-Test beweisen
Der Mann, der den Prozess größtenteils desinteressiert verfolgte, hatte die Tat zuvor abgestritten. Die Vorwürfe seien "einfach nur Quatsch", sagte der 66-Jährige am Montag. Sollte er die Politikerin berührt haben, entschuldige er sich aber dafür. Er sagte zudem, er wolle auf einen DNA-Test warten. Dieser werde beweisen, dass er die Abgeordnete nicht berührt habe. Kollenrott wirkte während des Prozesses angespannt und vermied direkten Blickkontakt mit dem Mann.
Angriff passiert an Wahlkampfstand der Grünen
Die Attacke hatte sich am 25. Mai an einem Wahlkampfstand der Grünen ereignet. Als Kollenrott dem 66-Jährigen folgte, um ihn mit dem Handy zu fotografieren, habe der Mann der Grünen-Landtagsabgeordnete erneut gegen den linken Oberarm geschlagen, bis Zeugen dazwischen gingen. Zwei Zeugen bestätigten das am Montag. Die Polizei nahm den Tatverdächtigen kurz danach in Tatortnähe fest. Kollenrott erlitt nach eigenen Angaben Prellungen an einem Arm. Sie gab zudem an, dass sie in den Tagen nach der Tat Schwierigkeiten hatte, zu schlafen und die Tat sie bei künftigen Wahlkampfveranstaltungen vermutlich beschäftigen werde.
Kollenrott: "Angriff auf die Demokratie und mich als Frau"
Nach dem Urteil zeigte sich die Politikerin erleichtert darüber, dass das Verfahren innerhalb eines Tages abgeschlossen wurde sowie über den Schuldspruch. Sie sei zudem froh, dass das Gericht die Tat in ihrer Gänze verurteilt hätte. "Sowohl der Angriff auf mich als Frau, der Angriff auf die Demokratie und die rechtsextreme Tendenz des Täters wurden berücksichtigt", sagte Kollenrott. Sie hoffe, nach dem formalen Abschluss nun auch mental schnell einen Abschluss der Tat finden zu können. Kollenrott kündigte zudem an, das Schmerzensgeld an die Frauenberatung sowie das Antifaschistische Archiv in Göttingen spenden zu wollen.
Beschuldigter wegen Bild mit Hakenkreuz vorbestraft
Nach dem Angriff hatte Kollenrott Anzeige wegen Beleidigung und Körperverletzung gestellt. "Ich beabsichtige nicht, mich an so etwas zu gewöhnen", hatte sie dem NDR Niedersachsen gesagt. Der Täter ist bei der Justiz kein Unbekannter. Der Angreifer ist wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen vorbestraft. Ein Gericht hatte den Mann im Juli 2020 zu einer Geldstrafe von 30 Tagessätzen zu je 30 Euro verurteilt, weil er in seinem Whatsapp-Profilbild einen Reichsadler mit Hakenkreuz im Eichenkranz gezeigt hatte.