Stand: 12.07.2020 12:14 Uhr

Affen getötet: Ermittlungen gegen Primatenzentrum

Nahaufnahme eines Weißbüschelaffens. © picture alliance/Wildlife Foto: M.Harvey/WILDLIFE
Die Staatsanwaltschaft Göttingen ermittelt wegen der Tötung von zehn Weißbüschelaffen.

Im Deutschen Primatenzentrum Göttingen (DPZ) sollen zehn Weißbüschelaffen grundlos getötet worden sein. Das bestätigte der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Andreas Buick, gegenüber NDR Niedersachsen. Seinen Angaben zufolge gab es deshalb am vergangenen Dienstag eine Durchsuchung im Primatenzentrum, bei der Dokumente und Datenträger beschlagnahmt wurden. Es wird wegen des Verdachts auf Verstoß gegen das Tierschutzgesetz ermittelt. Aus den Unterlagen habe sich zudem ergeben, dass ein weiteres Tier wegen seines schlechten Gesundheitszustandes eigentlich hätte eingeschläfert werden müssen, was aber nicht geschehen sei, so Buick.

"Kein vernünftiger Grund" für Tötung der Affen

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft sollen insgesamt sechs Mitarbeiter - darunter eine Tierärztin - die Versuchstiere nach einem behördlich genehmigten Experiment aus wirtschaftlichen Gründen eingeschläfert haben. Es habe kein vom Gesetz geforderter "vernünftiger Grund" wie ein schlechter Gesundheitszustand der Tiere vorgelegen, sagte Buick. Stattdessen soll das Primatenzentrum in einem Protokoll sogar angegeben haben, dass sich die Tiere nach Versuchsende in einem guten Allgemeinzustand befanden. Dennoch seien die zehn Weißbüschelaffen getötet worden. "Das ist unzulässig und ein Verstoß gegen das Tierschutzgesetz", sagte Buick. "Wenn die Tiere nicht mehr benötigt werden, haben sie einen Anspruch darauf, dass sie weiter gehalten und versorgt werden", so der Oberstaatsanwalt.

Ermittler werten Beweismaterial aus

Die Ermittler wollen prüfen ob es weitere derartige Vorfälle gegeben hat. Das bei der Razzia beschlagnahmte Beweismaterial werde in den kommenden Monaten ausgewertet, zudem werde den sechs Beschuldigten rechtliches Gehör gewährt, sagte Buick. Verstöße dieser Art können mit Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren oder einer Geldbuße bestraft werden.

Sprecherin geht von "Missverständnis" aus

Das Primatenzentrum streitet die Vorwürfe ab. "Bei uns werden keine Tiere ohne vernünftigen Grund eingeschläfert", sagte eine Sprecherin dem "Göttinger Tageblatt". Vorstellbar sei, dass es ein "Missverständnis bei der Interpretation der Unterlagen gegeben" habe. Um den Fall aufzuklären, kooperiere das Zentrum auf allen Ebenen.

Primatenzentrum verweist auf "hohe ethische Standards"

Das DPZ gehört zur Leibniz-Forschungsgemeinschaft und betreibt nach eigenen Angaben biologische und biomedizinische Forschung auf allen Gebieten, in denen Studien an nichtmenschlichen Primaten eine zentrale Rolle spielen. "Das DPZ ist hohen ethischen Standards und transparenter Kommunikation verpflichtet", heißt es auf der Internetseite des Primatenzentrums.

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Aktuell | 11.07.2020 | 12:00 Uhr

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