300 Continental-Beschäftigte sollen zu Stiebel Eltron wechseln
Kommendes Jahr wird etwa die Hälfte der gut 900 Continental-Stellen in Gifhorn gestrichen, der Rest folgt dann bis 2027. Mindestens 300 Mitarbeiter sollen bei Stiebel Eltron weiterarbeiten.
Die Herausforderung ist immens: Wie kann es gelingen, für Hunderte Conti-Beschäftigte eine neue Perspektive auf dem Arbeitsmarkt zu finden? Denn das Ziel von Conti-Personalchefin Ariane Reinhart ist es, ihre Leute "von Arbeit in Arbeit zu bringen", wie sie es formuliert. Gemeint ist damit ein möglichst nahtloser Übergang vom alten in einen neuen Job - innerhalb oder außerhalb des Unternehmens.
Neue Schulungsräume für Gifhorn
Wichtigster Baustein dabei ist das konzerneigene Weiterbildungsinstitut CITT, das "Continental Institut für Technologie und Transformation". Seit 2019 gibt es das Institut schon an verschiedenen Standorten - am Montag wurden auch in Gifhorn Schulungsräume eröffnet. Das Ziel: Conti-Beschäftigte werden qualifiziert - für andere Jobs innerhalb, aber auch, und das ist das Besondere, außerhalb des Unternehmens. Sie können zum Beispiel eine Ausbildung zum Maschinen- und Anlagenführer oder Verfahrensmechaniker machen.
Stiebel Eltron will mindestens 300 Mitarbeiter von Conti übernehmen
Ein Unternehmen, das sich diese Schulungsoffensive sehr genau ansehen wird, ist Stiebel Eltron. Das Unternehmen aus dem Weserbergland will den Conti-Standort in Gifhorn teilweise übernehmen. Der Aufsichtsrat wolle das kommenden Donnerstag beschließen, sagte Stiebel-Eltron-Geschäftsführer Kai Schiefelbein am Montag. Mindestens 300 Conti-Beschäftigte sollen demnach übernommen werden. "Dass eine Übergabe an einem Standort versucht wird - von einem Unternehmen an ein anderes, das mit dem gar nicht verknüpft ist - das habe ich in meinem Berufsleben noch nicht erlebt", sagte Schiefelbein. Im kommenden Jahr solle die erste Halle in Gifhorn umgerüstet werden. "Anfang 2025 beginnen wir dann die Produktion", sagte Schiefelbein. Statt Autobremsen wolle man an dem Standort künftig Innenmodule für Wärmetauscher samt Edelstahl-Warmwasserspeichern herstellen.
IG Metall blickt optimistisch auf Teil-Übernahme
Christiane Benner, Zweite Vorsitzende der IG Metall, sagte am Montag: "Wir sind sehr optimistisch, weil die Bedingungen stimmen. Wir werden alles tun, die Menschen zu motivieren, den Weg zu Stiebel Eltron zu gehen." Die IG Metall hatte bereits die Absichtserklärung von Stiebel Eltron und der Ansiedlung des CITT im Juli als ein "sehr gutes Signal" bezeichnet: "Die Arbeitnehmerseite hat sich im Aufsichtsrat klar dafür eingesetzt, alles möglich zu machen, dass die Beschäftigten weiterhin eine Zukunftsperspektive haben", hieß es damals von der Gewerkschaft.
Ziel: 900 Industriearbeitsplätze retten
Wenn es gelingt, einen großen Teil der 900 Arbeitsplätze zu retten, dann ist das eine Gemeinschaftsleistung. Für die übrigen Beschäftigten gebe es weitere Interessenten, sagte Conti-Personalchefin Reinhart am Montag. Continental hat das "CITT-Konzept" gemeinsam mit den Gewerkschaften entwickelt, das Geld für die Löhne der Beschäftigten in Ausbildung kommt von der Bundesagentur für Arbeit - und den gesetzlichen Rahmen dafür hat das Bundesarbeitsministerium von Minister Hubertus Heil (SPD) geschaffen. Und so reiste der Minister, dessen Wahlkreis Gifhorn/Peine ist, auch persönlich zur Eröffnung der neuen Schulungsräume in Gifhorn an.
Beschäftigte warten auf weitere Details
Stiebel-Eltron-Geschäftsführer Kai Schiefelbein schätzt an dem Standort - neben der bereits vorhandenen Infrastruktur und den Hallen - auch das Potenzial, das durch das Weiterbildungskonzept entsteht: "Wir freuen uns, wenn wir die Fertigung mit hochqualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern am Standort Gifhorn realisieren und damit einen Beitrag zur industriellen Transformation leisten können." Wie groß dieser Beitrag genau sein wird, darauf warten die Beschäftigten gespannt.