"Victor" - Ein Rückepferd, gefangen im Körper eines Ochsen
Am Wochenende haben die besten Rückepferde bei den Niedersächsischen Meisterschaften in Adelheidsdorf (Landkreis Celle) ihr Können in einem Parcours gezeigt. Mit dabei war auch ein Ochse.
Braun-weißes Fell, treue Augen, ein sanftes Schnauben. Ochse "Victor" ist die Ruhe selbst. Vor allem, wenn sein menschlicher Partner Arne Oppermann ihn mal massiert. "Was der Ochse braucht, das bekommt er", schmunzelt Oppermann. Er ist Landwirt, kommt aus Südniedersachsen. Oppermann hat den Ochsen von Hand aufgezogen, weil die Mutterkuh keine Milch hatte. "Ich habe meiner Frau damals gesagt: 'Ich habe dir einen Bernhardiner gekauft'", sagt Oppermann verschmitzt. Seitdem ist "Victor" der Held der Familie, fühlt sich zu Hause pudelwohl. Auf dem Hof der Oppermanns hat jedes Tier eine Aufgabe, so auch "Victor". Der Landwirt hat ihn zum Zugochsen ausgebildet. "Victor" zieht Baumstämme im Wald, arbeitet auf dem Kartoffelfeld oder hilft beim Heuwenden.
Der Ochse hat seinen eigenen Kopf
Der Ochse ist an einem Sonntag geboren. Vielleicht kommt daher sein eher gemütliches Wesen. "Der begeistertste Arbeiter ist er nicht, aber er macht seinen Job immer ganz gut und gewissenhaft. Obwohl: Wenn ich nach 17 Uhr zu Hause mit ihm arbeiten möchte, da ist er mir schon mal abgehauen - denn dann ist Feierabendzeit." Am Wettbewerbswochenende lässt sich "Victor" geduldig seine Arbeitsausrüstung anlegen. Zum Beispiel das Drei-Polster-Kumt, ein Halsring Marke Eigenbau. Ungefähr eine Tonne bringt der Ochse auf die Waage. So steckt hinter den treuen Augen eine Menge Kraft. Und eine Menge Gelassenheit.
Zuverlässig - aber nicht so feinfühlig wie die Pferde
Während bei Arne Oppermann die Nervosität vor dem Wettbewerbs-Parcours steigt, wirkt "Victor" tiefentspannt. Zwischen 22 Pferden ist er der einzige Ochse, der den Parcours der Rücke-Meisterschaft absolviert. Er ist ein bisschen langsamer, braucht ein bisschen länger, um den Kommandos von Arne Oppermann zu folgen. Ein paar Hindernisse meistert Victor mit Bravour. Applaus. "Der ist echt gut", sagt eine Teilnehmerin anerkennend. Mit anderen Hindernissen hat er so seine Probleme. Holzklötzchen, die eigentlich stehen bleiben sollen, fallen um. Für eine Medaille reicht es am Ende nicht. Aber das macht nichts. Arne Oppermann ging es gar nicht ums Gewinnen. "Ich möchte zeigen, dass Rinder viel mehr können als nur Milch und Fleisch." Und sowieso: Für den Landwirt ist sein "Victor", wie es der Name schon sagt, immer der Sieger.