Streit ums Kind: Erneut mehr Sorgerechtsfälle vor Gericht
Die Zahl der Sorgerechtsfälle in Niedersachsen ist 2023 weiter gestiegen. Vor Amts- und Oberlandesgerichten wurden im vergangenen Jahr rund 20.500 Verfahren verhandelt.
Das waren etwa 600 mehr als noch ein Jahr zuvor, wie das Justizministerium in Hannover mitteilte. Seit 2021 steigt die Zahl demnach jährlich an, damals waren es noch rund 18.650 Verfahren. Die Verfahrensdauer erhöhte sich demnach im vergangenen Jahr im Vergleich zu 2022 minimal. Bei den Amtsgerichten dauerten die Verfahren im Schnitt rund 3,5 Monate, bei den Oberlandesgerichten, die bei Beschwerden gegen Entscheidungen der Amtsgerichte zuständig sind, etwas mehr als drei Monate.
Kinderschutzbund: Elternrecht nicht überbewerten
Der Kinderschutzbund kritisiert, dass das Kindeswohl bei Sorgerechtsfällen vor Gericht nicht immer oberste Priorität habe. "Oftmals wird dem Anspruch, dass das Kindeswohl an erster Stelle stehen muss, nicht ausreichend gerecht. Vielmehr geht es zu häufig vorrangig um die Abwägung der Elterninteressen", sagte Daniela Rump, Vorsitzende des Kinderschutzbundes Niedersachsen. Gerade in Sorgerechtsfragen liege der Fokus sehr häufig beim Elternrecht und weniger beim Wunsch oder den Bedürfnissen der Kinder, so Rump.