Reisekonzern TUI: Zwischen Rekordumsätzen und Massentourismus
Das Geschäft des Reisekonzerns TUI boomt, das hannoversche Unternehmen erzielt Rekordwerte. Parallel gibt es in Spanien Demonstrationen gegen Massentourismus. Welche Rolle spielt TUI dabei?
Die Reiselust der Menschen beschert dem Reisekonzern ein hervorragendes Ergebnis. Am Mittwoch hat TUI die Zahlen für das dritte Geschäftsquartal bis Ende Juni vorgelegt. Der Konzernumsatz stieg im Vergleich zum Vorjahr um neun Prozent auf 5,8 Milliarden Euro. Auch beim Gewinn legt der Konzern mit 37 Prozent deutlich zu. Mit rund 232 Millionen Euro liegt das bereinigte Vorsteuerergebnis um gut 62 Millionen Euro über dem Vorjahreswert. TUI profitierte dabei auch von der Insolvenz des Reiseveranstalters FTI im Juni.
Kreuzfahrten sind stark gefragt
Vor allem das Kreuzfahrtgeschäft sticht heraus: Dort verzeichnet TUI ein Umsatzplus von mehr als 22 Prozent auf rund 200 Millionen Euro. Der bereinigte Gewinn vor Steuern steigt sogar um fast 43 Prozent auf mehr als 91 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahr. "Wir haben derzeit einen massiven Kreuzfahrten-Boom", sagt auch Ralph Ullrich vom Reisebüro Sehnder Reisen GmbH. Generell laufe das Geschäft aber gut, trotz gestiegener Urlaubspreise. "Wir machen mehr Umsatz, mit weniger Kunden", berichtet Ulrich.
Kein Nachfragerückgang trotz Protesten in Spanien
Während sich TUI und andere Reiseveranstalter über viele Touristen freuen, sind Tausende Menschen in Spanien unzufrieden. Seit Wochen gehen Einheimische in Barcelona und auf Mallorca auf die Straße, um gegen den Massentourismus zu demonstrieren. Ende Juli protestierten rund 10.000 Menschen in Palma de Mallorca gegen Wohnungsmangel, hohe Mieten und zu hohe Lebenshaltungskosten. Auf die Nachfrage bei TUI habe das bisher aber keinen Einfluss gehabt, sagte TUI-Vorstandschef Sebastian Ebel.
"Overtourism" - Welche Verantwortung hat TUI?
Massentourismus oder "Overtourism", also überfüllte Urlaubsorte, sind ein Problem. Der Pauschalreisentourismus sei aber nicht die Ursache, so TUI-Chef Ebel. Die meisten Gäste würden in Hotels übernachten. Vielmehr sieht er die Ferienwohnungen in der Kritik. Zum Beispiel, wenn Urlauber private Unterkünfte nutzen, wie etwa über Airbnb. In Spanien stieg die Übernachtungszahl in Ferienwohnungen in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres um 30 Prozent, die von Hotels um elf Prozent an. Die Verantwortung des Konzerns sei es, viele Urlaubsziele anzubieten. Letztendlich entscheide aber der Kunde, so Ebel.
Tourismus bringt den Häfen Geld
Die Menschen in Spanien klagen auch über überfüllte Strände und eine generelle Überlastung der Versorgung. Zusätzlichen Druck üben demnach die Gäste der anlegenden Kreuzfahrtschiffe aus. Reisebüro-Chef Ralph Ulrich sieht hier die Urlaubsländer in der Pflicht. Er sagt: "Die Häfen können sagen, wie viele Schiffe sie zulassen, aber sie verdienen auch daran. Je mehr Schiffe, desto mehr verdiene der Hafen, so Ullrich. Auch TUI-Chef Ebel betont, dass die Urlaubsorte selbst entscheiden müssen, wie viele Touristen sie zulassen. Wenn Städte die Zahl der Touristen reduzieren oder Eintritt verlangen, wie etwa Venedig in Italien, dann sei das für TUI in Ordnung.
Rekordumsätze und Nachhaltigkeit – Geht das zusammen?
Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege bei RoboMarkets, sieht den Reisekonzern in einem Dilemma. Einerseits versuche TUI nachhaltig zu sein. Auf der anderen Seite wolle man aber auch Kundenwünsche erfüllen. "Der Kunde will für wenig Geld das Beste rausholen", sagt Molnar. Der Faktor Nachhaltigkeit stehe dabei am unteren Ende der Skala. Auch Ralph Ulrich berichtet aus seinem Reisebüro, dass nur in etwa zwei Prozent der Kundengespräche das Thema Nachhaltigkeit wirklich eine Rolle spielt.
Für TUI kommt hinzu: Der Weg zur Nachhaltigkeit kostet Geld. Außerdem will der Konzern Schulden abbauen. Aktuell beträgt die Nettoverschuldung rund zwei Milliarden Euro. Nur durch gute Konzernergebnisse kann das Unternehmen aber Schulden abbauen. Gleichzeitig muss der Konzern das bestmögliche Ergebnis für seine Aktionäre erzielen.