Premiere in Niedersachsen: Linienbusse fahren mit Wasserstoff
Vier Wasserstoffbusse fahren nun durch Oldenburg. Sie werden schon seit längerer Zeit getestet - seit Freitag kommen die emissionsfreien Fahrzeuge erstmals in Niedersachsen im Linienverkehr zum Einsatz.
Von außen sind sie mit übergroßen 70er-Jahre Prilblumen und der Aufschrift "Luft und Liebe" und "Bleib Sauber" beklebt: Die neuen Wasserstoffbusse in Oldenburg. Die Busse sind mit blauem LED-Licht, Edelstahlstangen zum Festhalten, blauen Sitzen und Fußboden in Holzparkettoptik ausgestattet. Gebaut wurden sie vom portugiesischen Hersteller CaetanoBus, der sich in einer europaweiten Ausschreibung durchgesetzt hatte.
Treibstoff kommt von Energieversorger EWE
Ende des Jahres 2022 wurden sie getestet und für den Linienverkehr fit gemacht. Der Brennstoffzellenantrieb ist von Toyota und auf dem Dach installiert, erklärt der Geschäftsführer des Oldenburger Nahverkehrsunternehmen Verkehr und Wasser GmbH (VWG), Michael Emschermann. Den Treibstoff und die Tankstelle stellt der Oldenburger Energieversorger EWE bereit.
Größere Reichweite und kürzere Tankzeit
Ein Vorteil der Wasserstoffbusse sei ihre größere Reichweite als bei vergleichbaren Bussen mit Elektroantrieb, sagt Emschermann. Rund 400 Kilometer schafft der Wasserstoffbus mit einer Tankfüllung. Ein weiterer Pluspunkt sei die Tankzeit. Die beträgt laut Emschermann rund zehn Minuten. Ein Akku eines Elektrobusses müsse deutlich länger an einer Ladestation geladen werden. Da es in Oldenburg bisher nur eine Wasserstofftankstelle für die Busse gibt, werden die zwölf Meter langen Fahrzeuge auf den Linien 313 und 323 fahren, sagt der VWG-Geschäftsführer.
Wasserstoffbusse sind noch sehr teuer
Einen Nachteil haben die neuen emissionsfreien Busse: der Preis. Ein Fahrzeug kostet 610.000 Euro. Die Busse wurden mit Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung und vom Land Niedersachsen gefördert. Die Erdgas-Hybrid-Busse, die bereits in der Stadt im Einsatz sind, sind deutlich günstiger und liegen laut Emschermann bei 275.000 Euro.
Oberbürgermeister spricht von "wichtigem Meilenstein"
Dennoch ist Oldenburgs Oberbürgermeister Jürgen Kroogmann (SPD) zufrieden mit den neuen Fahrzeugen: "Die Wasserstoffbusse sind ein wichtiger Meilenstein in unserer Klimapolitik, aber auch in der Modernisierung unseres öffentlichen Verkehrs. Wenn sich das bewährt, dann könnte ich mir vorstellen, dass wir unsere Flotte weiter umstellen, wir hoffen aber auch, dass die Wasserstoffbusse in Zukunft noch günstiger werden."
Pipeline nach Oldenburg im Gespräch
Auch der Energieversorger EWE hat ein großes Interesse daran, dass mehr Wasserstoff genutzt wird. In Emden plant das Unternehmen eine 320-Megawatt-Elektrolyse-Anlage. Sie soll bis Ende des Jahres 2026 entstehen und rund 600 Millionen Euro kosten, sagt EWE-Chef Stefan Dohler. Auch beim EWE Gasspeicher Huntorf bei Elsfleth (Landkreis Wesermarsch) könnte eine ähnliche, aber kleinere Anlage entstehen. "Sollte die Nachfrage steigen, würden wir von dort auch eine Pipeline nach Oldenburg legen, um die Stadt mit Wasserstoff zu versorgen", sagt Dohler. Aber dann müssten nicht nur die Busse mit Wasserstoff angetrieben werden, damit sich das lohne.
Läuft auch Nordwestbahn bald mit Wasserstoff?
Dohler schwebt vor, dass in Zukunft auch die Nordwestbahn, die zwischen Oldenburg und Osnabrück verkehrt, ihre Züge mit Wasserstoff betankt. Bis es so weit ist, fahren erstmal nur vier Busse in Oldenburg mit dem Treibstoff. In Bremerhaven fahren schon Wasserstoffbusse. Dort sind drei baugleiche Fahrzeuge bereits seit Mitte Januar mit Brennstoffzellenantrieb unterwegs. Vier weitere sollen dieses Jahr hinzukommen.