Niedersachsen will Pestizide um 25 Prozent reduzieren
Die Landwirtschaft in Niedersachsen soll umweltschonender arbeiten. Einen Ansatz sehen Vertreter aus Politik, Landwirtschaft und Umweltschutzverbänden in der Reduzierung von Pflanzenschutzmitteln.
Bis 2030 soll der Einsatz von Pestiziden im Land um mindestens ein Viertel reduziert werden. Das sieht die sogenannte Pflanzenschutz-Reduktionsstrategie vor. "Das ist ein gemeinsames Bekenntnis dazu, dass wir dem Artenschutz mehr Raum geben wollen", sagte Landwirtschaftsministerin Miriam Staudte (Grüne) bei der Vorstellung am Dienstag. Das sei zudem auch für den Schutz des Grundwassers wichtig.
Förderungen für Öko-Landbau und Beratungsgespräche
Nicht nur die Menge der Pestizide soll reduziert werden, sondern auch die Fläche, auf der sie eingesetzt werden. Dafür sollen Schutzstreifen an Gewässern sowie Auflagen in Naturschutzgebieten sorgen. Außerdem werden Öko-Landbau und Beratungsangebote für Bauern gefördert. Das sei ein erster Aufschlag, um dem Artensterben in Niedersachsen etwas entgegen zu setzen, sagte Staudte. Eine Pestizidabgabe, wie sie die Agrarministerin befürwortet, ist nicht Teil des Kompromisses. "Ich halte das tatsächlich für eine sinnvolle und notwendige Maßnahme, dass man bundesweit eine Abgabe auf Pflanzenschutzmittel einführt", so Staudte.
Digitalisierung soll bei Einsparungen helfen
Eine zentrale Rolle für weniger Chemie auf dem Acker spielen laut Ministeriumsangaben der technische Fortschritt und die Digitalisierung: Weiterentwicklungen im Zusammenhang mit digitalen und sensorbasierten Aufbringungsverfahren böten große Einsparungspotenziale, hieß es. Auch Ulrich Löhr vom Landvolk Niedersachsen setzt in Zukunft auf technische Innovationen, um die Vorgaben umzusetzen - und auf Beratungsangebote für Landwirtinnen und Landwirte. Er hob hervor, dass Pflanzenschutzmittel auch weiterhin für eine sichere Versorgung mit Lebensmitteln benötigt würden.
Kompromiss mit mehr als einen Jahr Verspätung
Die verbindlichen Pestizid-Reduktionsziele sollten eigentlich schon bis Mitte 2021 festgelegt werden. Die Partner des sogenannten Niedersächsischen Wegs konnten sich zunächst aber nicht auf eine gemeinsame Strategie festlegen. Zu den Partnern zählen das Agrar- und das Umweltministerium, das Landvolk und die Landwirtschaftskammer sowie die Umweltschutzorganisationen BUND und NABU. Bereits Mitte 2024 soll bewertet werden, welche Maßnahmen sich wie auswirken, um gegebenenfalls nachsteuern zu können.