Neues Pflichtfach Informatik: Zum Start fehlen Lehrkräfte
Wer nach den Sommerferien in die zehnte Klasse kommt, hat als neues Pflichtfach Informatik. Genügend Lehrkräfte gibt es in Niedersachsen dafür aber noch nicht.
Damit der Informatik-Start nach den Sommerferien funktioniert, unterrichten am Anfang auch fachfremde Lehrkräfte. Der Informatikunterricht könne an allen Schulen gewährleistet werden, versicherte ein Sprecher des Kultusministeriums. Viele Schulen hätten das Unterrichtsfach schon im vergangenen Schuljahr eingeführt. Trotz Hunderter unbesetzter Lehrerstellen sieht das Ministerium dem Start des neuen Pflichtfachs Informatik für Zehntklässler nach eigenen Angaben optimistisch entgegen.
Weiterbildung zum Informatik-Lehrer
Pädagoginnen und Pädagogen anderer Fächer haben die Möglichkeit, sich in Informatik weiterzubilden. An dieser zweijährigen Ausbildung haben bisher 225 Lehrkräfte teilgenommen, 150 haben sie nahezu abgeschlossen, wie der Ministeriumssprecher sagte. Allerdings: In Niedersachsen gibt es rund 1.500 Schulen mit einem zehnten Jahrgang.
Lehrermangel: GEW kritisiert Einführung des neuen Fachs
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) befürchtet einen holprigen Start. Dessen Landesvorsitzender Stefan Störmer sagte: "In einer Zeit, in der Lehrkräfte ohnehin irre knapp sind, ein neues Schulfach einzuführen, das ist schwierig." Es gibt generell wenig Lehrkräfte, die bisher Informatik studiert haben. Perspektivisch sieht das nicht besser aus: In Niedersachsen gibt es nur 92 Master-Plätze für Informatik an allen Lehramts-Universitäten. Hinzu kommt der Faktor Geld: In der freien Wirtschaft verdienen Informatiker mehr als im Schuldienst.
Ab 2024 ist Informatik auch für die neunte Klasse Pflicht
René Mounajed vom Schulleitungsverband erwartet langfristig ebenfalls Probleme. In diesem Schuljahr könne es noch einigermaßen gut laufen, meint er. Ab 2024 soll Informatik aber auch für die neunten Klassen verpflichtend sein - und spätestens dann werde es eng.
Lehrkräfte eingespannt - AGs müssen weichen
Einige Schulen sprechen schon jetzt von einem Drahtseilakt. Tjark Ommen, Schulleiter der Wilhelm-Röpke-Schule in Schwarmstedt, sagt, seine Schule könne nicht alles so umsetzen wie geplant. Den Kernunterricht in Informatik könne die Schule zwar anbieten. Allerdings müssten dann freiwillige Angebote gestrichen werden. Heißt: Naturwissenschaften-AG und Tastatur-AG fallen weg - und auch das Projekt "Jugend Forscht" werde es so vermutlich nicht mehr geben, wie Ommen sagte. Denn die drei Lehrkräfte, die diese Angebote sonst übernehmen, sind nun für das neue Pflichtfach eingespannt.