Nach Todesurteil: Solidarität mit Deutsch-Iraner in Hannover
Hunderte Menschen sind in Hannover für den Deutsch-Iraner Jamshid Sharmahd auf die Straße gegangen. Ihm droht im Iran die Hinrichtung.
Mit der Demonstration sollte auch auf das Schicksal anderer Menschen aufmerksam gemacht werden, die im Iran zum Tode verurteilt worden sind. Aufgerufen zu dem Protest am Samstagmittag hatte unter anderem der Verein kargah aus Hannover.
Sharmahd ist seit 1995 deutscher Staatsbürger
Der im Iran geborene Jamshid Sharmahd zog im Alter von sieben Jahren mit seinem Vater nach Deutschland. Er wuchs in Peine und Hannover auf. Später kehrte er nach Teheran zurück. Nach der islamischen Revolution 1979 verließ er den Iran dann erneut. Er wohnte danach mit seiner Familie in der Nordstadt von Hannover. Dort betrieb Sharmahd ein Computergeschäft. Seit 1995 ist er deutscher Staatsbürger.
Im Jahr 2003 zog Sharmahd von Hannover in die USA
Im Jahr 2003 kehrte der Ingenieur und IT-Experte Hannover den Rücken und emigrierte in die USA. In Kalifornien gründete der Familienvater ein Softwareunternehmen und begann sich immer aktiver für iranische Oppositionsgruppen einzusetzen. Unter anderem gründete er einen Radiosender. Mit seinem Engagement zog er gleichzeitig das Interesse der iranischen Geheimdienste auf sich. Auf einer Geschäftsreise im Juli 2020 ins indische Mumbai wurde er zu einem Zwischenstopp in Dubai gezwungen. Ein Flug war ausgefallen. Das nutzte das Mullah-Regime aus, der iranische Geheimdienst entführte Sharmahd.
Baerbock: Todesurteil "absolut inakzeptabel"
Die iranische Regierung wirft dem Oppositionellen vor, an einem Bombenanschlag im Jahr 2008 beteiligt gewesen zu sein, bei dem es 14 Tote und 200 Verletzte gab. Außerdem soll er für Israel und die USA als Spion gearbeitet haben. Das iranische Fernsehen strahlt nach seiner Entführung ein Geständnis Sharmahds aus. Es ist offenbar das Ergebnis von Folter. Sharmahds Gesicht sieht geschwollen aus. Den späteren Prozess gegen den Deutsch-Iraner bezeichnet die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte als "politischen Schauprozess".
Am 21. Februar wurde der heute 67-Jährige zum Tode verurteilt. Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) bezeichnete den Richterspruch als "absolut inakzeptabel" und wies zwei iranische Diplomaten aus Deutschland aus.