Ein Beamter der Bundespolizei leitet am 1. Juli 2017 den Einreiseverkehr aus den Niederlanden auf der A30 bei Bad Bentheim (Niedersachsen) zur Kontrolle über einen Parkplatz. © picture alliance / Ingo Wagner/dpa Foto: Ingo Wagner

Nach Fußball-EM: Grenzkontrollen zu Niederlanden enden

Stand: 18.07.2024 18:33 Uhr

Um die Sicherheit während der Fußball-Europameisterschaft zu gewährleisten, hatte das Bundesinnenministerium verschärfte Grenzkontrollen angeordnet. Diese Kontrollen gehen am Freitag zu Ende.

von Tullio-Francesco Puoti

An allen deutschen Grenzen zusammen stoppten die Beamten laut Bundesinnenministerium in über 230 Fällen das Einschleusen von Menschen nach Deutschland, sie verhinderte mehr als 8.300 illegale Einreisen und vollstreckten mehr als 1.000 Haftbefehle. Für die Grenze zwischen den Niederlanden und Niedersachsen hat die Bundespolizei bislang zwar noch keine Details und Zahlen genannt, aber nach bisherigen Erkenntnissen sei dieser Bereich im Bundesvergleich verhältnismäßig unauffällig gewesen.

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Innenministerin Behrens begrüßt Ende der stationären Kontrollen

Dass diestationären Grenzkontrollen zu den Niederlanden nun enden, sei richtig, sagt Niedersachsens Innenministerin Daniela Behrens (SPD). "Die Grenze zwischen Niedersachsen und den Niederlanden ist kein Problem für die Kriminalitätsentwicklung", betont sie. Aus ihrer Sicht hat Niedersachsen bereits seit Jahren eine sehr gute Zusammenarbeit mit den Niederlanden. Nicht zuletzt etwa durch die gemeinsame Polizeistation in Bad Bentheim, wo niederländische und niedersächsische Beamte zusammenarbeiten. Stichprobenartige Kontrollen werde es weiter geben.

"Verschärfte Kontrollen während der EM waren richtig"

Bei einem Großereignis wie der EM habe allerdings eine abstrakte Anschlagsgefahr bestanden, erklärt Behrens. Deswegen seien die Grenzkontrollen in dieser Zeit richtig gewesen. Zudem habe es auch von niederländischer Seite problematische Hooligans gegeben. "Grenzkontrollen sind vor allem wichtig, um Schleuserkriminalität und illegale Einreisen zu bekämpfen", sagt die Innenministerin. Deshalb müssten nun vor allem die deutschen Grenzen Richtung Osten geschützt werden.

Polizeigewerkschaften: Ständige Grenzkontrollen sind nicht zielführend

Die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPoIG) schließt sich der Innenministerin in vielen Punkten an. Es sei gut, dass die ständigen Grenzkontrollen zu den Niederlanden nun enden, sagt Patrick Seegers, Landesvorsitzender der DPoIG. "Mit festen Grenzkontrollen werden wir Kriminalität nur verlagern", meint er. Stichprobenartige Kontrollen und die Zusammenarbeit mit den Niederlanden brächten bereits Erfolge, wie zuletzt bei der Festnahme einer Bande von Geldautomaten-Sprengern. Die verschärften Kontrollen an der niederländischen Grenze während der EM haben auch nach Seegers Einschätzung keine alarmierenden Erkenntnisse gebracht. Laut der Gewerkschaft der Polizei (GdP) sind umfangreiche Grenzkontrollen für eine längere Zeit auch gar nicht umsetzbar. Die Bundespolizei habe weder das Personal noch ausreichende Mittel dafür.

Opposition will an Grenzkontrollen festhalten

Anders sieht es die Opposition im Niedersächsischen Landtag. Wegen der bundesdeutschen Bilanz der mehrwöchigen Grenzkontrollen schlussfolgert die CDU-Fraktion: Die Grenzkontrollen müssten bleiben, um die Sicherheit der Bürger im Land zu gewährleisten. "Zurzeit kann darauf nicht verzichtet werden", sagt Uwe Schünemann, Parlamentarischer Geschäftsführer der CDU-Fraktion. Ähnlich sieht es die AfD-Fraktion. "Wir halten Grenzkontrollen zu den Niederlanden für sehr sinnvoll", so Stephan Bothe, Innenpolitischer Sprecher der AfD-Fraktion. Wichtiger seien zwar die Grenzen im Osten. Um aber organisierte Kriminalität wie Drogenhandel oder Schleuserbanden zu stoppen, sollten alle Grenzkontrollen sogar ausgebaut werden, so Bothe.

Grenzkontrollen müssen vor der EU-Kommission begründet werden

Solche Grenzkontrollen können aber nicht einfach so verlängert werden. Die EU-Kommission muss zustimmen - Gründe können zum Beispiel der Kampf gegen Schleuserkriminalität und illegale Migration sein. So werden derzeit die stationären Kontrollen an den Grenzen zu Polen, Tschechien und der Schweiz bis Mitte Dezember begründet. Für die Grenze zwischen Niedersachsen und den Niederlanden gibt es diese Rechtfertigung aber derzeit nicht.

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