Trotz Krebs mit Mitschülern verbunden: "Cool, alle wiederzusehen"

Stand: 22.03.2023 08:30 Uhr

Roboter können inzwischen für kranke Kinder in die Schule gehen. Die Mini-Maschinen helfen, dass der Kontakt zu den Freunden nicht verloren geht.

von Antje Schmidt

"Wir haben noch nicht sehr viel Erfahrung damit, aber die Kinder sind alle sehr glücklich", erklärt Bärbel Dütemeyer vom Verein für krebskranke Kinder Hannover. Mit Hilfe von Spendengeldern hat der Verein für die Kinderkrebsstation der Medizinischen Hochschule (MHH) fünf Avatare erworben. Das sind Miniroboter, die ins Klassenzimmer gestellt werden können. Über das Internet kann das Kind so vom Krankenbett aus am Schulunterricht teilnehmen.

Ein Avatar steht auf einem Schultisch. © NDR
Der Avatar steht im Klassenzimmer - und verbindet Hannes und seine MItschüler.
Schulstunden für Hannes

Einer, der das gerade ausprobiert, ist der 13-jährige Hannes. Er ist an Leukämie erkrankt und seit sieben Monaten an der MHH in Behandlung. Immer, wenn es ihm gut geht, nimmt er am Unterricht teil. Der Avatar, der auf einem Tisch im Klassenzimmer seiner Schule steht, hat eine eingebaute Kamera. Darüber ist es möglich, dass Hannes den Unterricht vom Bett aus auf einem Tablet verfolgen kann. Mehr noch: Ein Mikrofon gibt ihm sogar die Möglichkeit, sich aktiv zu beteiligen. Er findet: "Es ist cool, alle wieder zu sehen und mit denen zu quatschen."

Leistungsvermittlung steht nicht im Vordergrund

"Schule bekommt einen großen Stellenwert, wenn Kinder so schwer krank sind", erklärt Vereinsvorsitzende Bärbel Dütemeyer. Denn Schule steht für Alltag - und der ist in so einer Situation völlig aus den Fugen geraten. Die Teilnahme am Unterricht ist deshalb ein wichtiger Anker. Leistungsvermittlung stehe dabei nicht im Vordergrund. "Es ist viel wichtiger, dass die Kinder in der Klassengemeinschaft bleiben", sagt Dütemeyer. Und auch die Klassenkameraden profitieren. "Die kranken Kinder verschwinden in einem nebulösen, angstbesetzten Raum. Keiner weiß so richtig, wie es ihnen geht und ob man anrufen kann." Die Avatare können helfen, Berührungsängste abzubauen.

Organisation "No Isolation" aus Norwegen entwickelt die Avatare

Entwickelt wurden die Avatare von der norwegischen Informatikerin Karen Dolva. Sie gründete 2015 die Organisation "No Isolation". Das Unternehmen entwickelt und vermietet Telepräsenzroboter. In Norwegen gehört der Avatar schon zur Standardversorgung schulpflichtiger Kinder, die länger krank sind. In Deutschland übernehmen das häufig noch Lehrer, die zu den Kindern ans Krankenbett kommen. Doch auch in Deutschland gibt es immer mehr Kinderkliniken, die den Avatar einsetzten. Ein Gerät kostet etwa 4.000 Euro plus Wartungskosten.

Auch Avatare tragen zur Heilung bei

Auf der Kinderonkologie der Medizinischen Hochschule werden jährlich etwa 100 neu erkrankte Kinder behandelt. Etwa 80 bis 90 Prozent der Kinder können mittlerweile geheilt werden. Kinderonkologe Christan Kratz ist dankbar für jede Unterstützung, die den Heilungsprozess voranbringt. "Die Diagnose Krebs bedeutet oftmals Jahre einer Zeit, in der man nicht mehr an einer ganz normalen Entwicklung teilnehmen kann", erklärt der Professor. Die Avatare sind in seinen Augen deshalb sehr hilfreich und ein großes Geschenk.

Betroffene Eltern gründeten Verein für krebskranke Kinder Hannover

"Die Hilfe vom Verein für krebskranke Kinder ist essentiell", sagt Kratz. Ohne die Spende wäre auch der Erwerb der Avatare nicht möglich gewesen. Der Verein ist 1984 aus einer Initiative betroffener Eltern entstanden. Seitdem unterstützt der Verein die Klinik in zahlreichen Bereichen. Der Verein stellt unter anderem Wohnraum für Eltern zur Verfügung, hat einen Sportbereich eingerichtet und beteiligt sich an der Verschönerung der Wände auf der Station. Darüber hinaus zahlt der Verein einen Kunsttherapeuten, der die Station regelmäßig besucht.

Weitere Informationen
Ein Mini-Roboter .

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Dieses Thema im Programm:

Hallo Niedersachsen | 22.03.2023 | 19:30 Uhr

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