Mehr als 100 Rettungskräfte haben in Hannover demonstriert
Ist eine 48-Stunden-Woche noch zeitgemäß? Die Mitarbeitenden kommunaler Rettungsdienste klagen über eine zu hohe Belastung im Job. Am Freitag protestierten mehr als 100 Rettungskräfte in Hannover.
Aus Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein wollten Rettungsdienstkräfte nach Hannover kommen. Denn in der Landeshauptstadt trafen sich die Gewerkschaft ver.di und die Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA), um über die Reduzierung der Arbeitszeit zu verhandeln. Die Gewerkschaft fordert, die Wochenarbeitszeit an die gestiegenen Anforderungen anzupassen und auf 42 Stunden zu senken.
"Belastung für Rettungskräfte ist gesundheitsgefährdend"
Zwar setzen sich die derzeit geltenden 48 Stunden nicht nur aus reiner Arbeitszeit, sondern auch aus Bereitschaftzeit zusammen. Allerdings habe sich die Zahl der Einsätze in den vergangenen Jahrzehnten immer weiter erhöht, wodurch der Anteil der reinen Arbeitszeit entsprechend gestiegen und der Anteil der Bereitschaft auf der Wache gesunken sei, sagte Annette Klausing von ver.di dem NDR Niedersachsen. Die Belastung für die Rettungskräfte sei mittlerweile auf ein Maß gestiegen, das gesundheitsgefährdend sei. "Es wäre peinlich für die Arbeitgeber, wenn es in Hannover zu keinem Ergebnis kommt", hatte sich die Gewerkschafterin vor den Gesprächen selbstbewusst gegeben.
Ver.di: Überlange Schichten sind zusätzliche Belastung
Klausing verwies auf den DRK-Tarifvertrag. Dort betrage die Wochenarbeitszeit seit diesem Jahr 44 Stunden. "Der Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst mit seinen 48 Stunden hinkt also weit hinter dem wichtigsten Tarifvertrag des Rettungsdienstes hinterher." Schichtdienst sei sowieso schon belastend, die überlangen Schichten stellten eine zusätzliche Belastung dar. "Und gerade diese Beschäftigtengruppe muss um 8 Uhr ebenso fit und wach sein wie um 4 Uhr in der Nacht, wenn es darum geht, Notfälle zu versorgen."
Den Arbeitgebern sind 24-Stunden-Dienst wichtig
Die VKA hatte sich auf Nachfrage nicht festlegen wollen, wie weit sie den Forderungen entgegenkommt. Es sei aber fraglich, ob mit reduzierter Arbeitszeit noch alle Aufgaben der Rettungsdienste im erforderlichen Umfang erbracht werden können, so eine Sprecherin der VKA gegenüber NDR Niedersachsen. Wichtig sei zudem, 24-Stunden-Dienste zu vereinbaren. "Diese 24-Stunden-Dienste werden insbesondere von Beschäftigten selbst gefordert und die VKA hat sich diese Forderung zu eigen gemacht", sagte die Sprecherin. Ob das mit der Forderung nach einer 42-Stunden-Woche kollidiert, dazu könne sie noch nichts sagen. Jedenfalls wolle die VKA mit der Gewerkschaft an praktikablen Lösungen arbeiten. "Dafür braucht es kein öffentliches Angebot, sondern den gemeinsamen Willen, zu einer Einigung zu kommen."