Mehr Kinder mit Sprachproblemen in Niedersachsen
Ärztliche Untersuchungen vor der Einschulung zeigen, dass die Zahl der Kinder mit Sprachdefiziten und anderen Auffälligkeiten gestiegen ist. Das hat Niedersachsens Gesundheitsministerium mitgeteilt.
Das Gesundheits- und Sozialministerium bezieht sich auf einen Bericht des Landesgesundheitsamts. Auffälligkeiten werden demnach vor allem bei Kindern aus sogenannten bildungsfernen Familien festgestellt. Das bedeutet, dass die Eltern keine Ausbildung haben oder nur ein Elternteil eine Ausbildung abgeschlossen hat. Für seinen Bericht hat das Landesgesundheitsamt Daten von vor der Corona-Pandemie, während und nach der Pandemie verglichen.
Vorschulkinder: Bei der Sprache bestehen die größten Defizite
Den Daten zufolge gibt es die größten Mängel in der Sprachentwicklung. Statistisch hatten die Experten für den Einschulungsjahrgang 2022 bei 23,7 Prozent der Kinder hier Probleme erwartet. Laut Ministerium tauchten diese aber bei 25,4 Prozent auf. Bei Kindern aus bildungsfernen Familien waren es sogar 43,2 Prozent anstelle der erwarteten 34,6 Prozent. Der Wert sei höher als der beim Einschulungs-Jahrgang 2021, obwohl dieser stärker von Corona-Maßnahmen wie Kontaktbeschränkungen und Kita-Schließungen betroffen gewesen sei.
Minister: Bei Entwicklungsproblemen möglichst früh handeln
"Der sozial-ökonomische Hintergrund entscheidet in Deutschland noch immer viel zu stark über die Entwicklungschancen von Kindern", so Niedersachsens Gesundheitsminister Andreas Philippi (SPD). Hier müsse früh vorsorglich gehandelt werden. Insbesondere die Sprachkompetenz müsse mehr gefördert werden. "Da sehen wir auch die Elternhäuser noch stärker gefordert." Es gehe dabei auch um altersgerechten Medienkonsum. Der Präsident des Landesgesundheitsamts, Fabian Feil, betonte die Bedeutung der Untersuchung vor der Einschulung. "Nur wenn Entwicklungsdefizite frühzeitig erkannt werden, die möglicherweise bis zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht aufgefallen sind, kann gemeinsam mit den Eltern überlegt werden, welche Unterstützungs- und Förderangebote in Anspruch genommen werden können."
Daten von 224.000 Kindern untersucht
Jedes Kind wird in Niedersachsen vor seiner Einschulung untersucht. Unter anderem werden die Sprachentwicklung, das Seh- und Hörvermögen und die motorischen Fähigkeiten der Jungen und Mädchen getestet.
In den Bericht des Landesgesundheitsamts sind den Angaben zufolge Datensätze von knapp 224.000 Kindern eingeflossen. Die Daten kommen laut Ministerium nur aus Kommunen, die alle Schulanfängerinnen und Schulanfänger vollständig untersucht haben, was auf 15 Kommunen zutreffe.