Mehr Geld für Lehrer erst später: "Enttäuschung riesengroß"
Niedersachsens Landesregierung hat angekündigt, das Einstiegsgehalt für zahlreiche Lehrkräfte anzuheben. Doch wann ist es so weit? Die GEW fordert einen konkreten Starttermin.
Es war ein Wahlkampf-Versprechen: SPD und Grüne wollen das Einstiegsgehalt an Grund-, Haupt- und Realschulen erhöhen, sodass die Lehrkräfte dort genauso viel verdienen wie die Lehrerinnen und Lehrer an Gymnasien. Das soll noch in dieser Legislaturperiode passieren. Wann genau, ist allerdings offen - im kommenden Jahr klappt es laut Kultusministerin Julia Willie Hamburg (Grüne) voraussichtlich noch nicht. "Die Landesregierung hat hohe Erwartungen geschürt", sagte der Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Stefan Störmer, dem NDR in Niedersachsen. Wenn es jetzt heiße, 2023 werde nichts daraus, "und wir wissen nicht genau, wann das sein wird, dann ist die Enttäuschung riesengroß". Er forderte, "ein klares Einstiegsdatum" zu nennen.
"Keine Regelung im Jahr 2023 zu erwarten"
"Schnellstmöglich" sollen die Gehälter angepasst werden, hatte Kultusministerin Julia Willie Hamburg (Grüne) im November gesagt. In einem Schreiben an die Schulen im Land hat sie nun klargestellt, dass es voraussichtlich frühestens 2024 losgehen kann. Der Prozess sei zwar schon angelaufen, zuerst müssten jedoch alle Fragen gründlich geklärt werden: "Es ist somit keine Regelung im Jahr 2023 zu erwarten", schreibt die Ministerin. Das Vorhaben umzusetzen, sei hochkomplex. Unter anderem geht es dabei offenbar um rechtliche Fragen.
Lehrermangel wird so schnell nicht behoben
Ein wichtiger Grund für die Anhebung der Einstiegsgehälter: Der Lehrerberuf soll attraktiver werden. Denn Lehrkräfte fehlen an allen Ecken und Enden. "Wir haben bundesweit den Fachkräftemangel und der wird tatsächlich auch die nächsten Jahre anhalten", hatte Hamburg kürzlich im Interview mit dem NDR in Niedersachsen gesagt. "Mindestens zehn Jahre werden wir durch eine Talsohle gehen, wo wir nicht ausreichend Lehrkräfte haben werden."
GEW: Ohne Gehaltserhöhung kommen weniger Lehrer nach Niedersachsen
Hier sieht der GEW-Landesvorsitzende Störmer auch einen entscheidenden Grund, um die Gehaltsanpassung schnell umzusetzen: "Man wollte damit ja auch Lehrkräfte gewinnen und ins Land holen." Junge Lehrerinnen und Lehrer würden kaum nach Niedersachsen gehen, wenn umliegende Länder bereits höhere Gehälter zahlten und sie nicht wüssten, wann es in Niedersachsen so weit sei.
Hamburg: Mehr Unterricht in Mathe und Deutsch notwendig
Die Kultusministerin hat derweil gegenüber den Schulen erneut betont, dass es mehr Fachunterricht in Mathe und Deutsch geben müsse. Dies berichtet die "Hannoversche Allgemeine Zeitung" (HAZ). Demnach schrieb Hamburg an die Schulleitungen: "Dass jedes fünfte Kind ohne ausreichende Kenntnisse im Lesen, Schreiben und Rechnen die Grundschule verlässt, kann uns alle miteinander nicht zufriedenstellen." Außerdem sollten lernförderliche Maßnahmen für Kinder im Primarsektor umgesetzt werden können. "Auch die Fragen nach Qualitätsentwicklung und der Rolle von fachfremd erteiltem Unterricht werden wir uns stellen", so Hamburg. Hintergrund ist das mittelmäßige Abschneiden niedersächsischer Schülerinnen und Schüler im Ländervergleich. Dem IQB-Bildungsmonitor für das Jahr 2021 zufolge haben Kinder in der vierten Klasse zunehmend Probleme beim Lesen und Rechnen sowie bei der Rechtschreibung.
Gewerkschaft wünscht sich eher individualisierten Unterricht
Bei der GEW ist man nicht sicher, ob mehr Mathe- und Deutschunterricht zum Ziel führt. "Wir stellen uns vor, dass man eher die diagnostischen Verfahren verbessert und dann einen sehr angepassten, einen individualisierten Unterricht macht", sagte der Landesvorsitzende Störmer dem NDR in Niedersachsen. Es sei etwas anderes, ob man eine Stunde mehr unterrichte oder aber, ob es eine andere Unterrichtsform gebe.