Ex-RAF-Terrorist Garweg: Polizei durchsucht Wohnheim
Der Ex-RAF-Terrorist Burkhard Garweg ist weiterhin auf der Flucht. Am Morgen durchsuchte die Polizei auf der Suche nach ihm eine weitere Wohnung in Berlin - diesmal in einem Wohnheim für Studierende.
Es habe entsprechende Hinweise auf das Gebäude im Stadtteil Friedrichshain gegeben, sagte eine Sprecherin des federführenden Landeskriminalamts Niedersachsen (LKA). Ihren Angaben nach fand der Einsatz in der Straße der Pariser Kommune statt. Dabei sei auch ein Spezialeinsatzkommando (SEK) der Polizei beteiligt gewesen. Festgenommen wurde laut LKA jedoch niemand.
Staatsanwaltschaft appelliert an Garweg, sich zu stellen
Die Staatsanwaltschaft Verden hat den flüchtigen Ex-RAF-Terroristen derweil dazu aufgerufen, seine Deckung aufzugeben. Der 55-jährige Garweg sei nach den Durchsuchungen in Berlin "richtig auf der Flucht" - ohne Geld, Unterkunft oder Logistik, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Verden. Nun sei ein guter Zeitpunkt, sich bei den Ermittlungsbehörden zu melden: "An einer Eskalation hat niemand Interesse." Sollte Garweg sich stellen, könne sich das strafmildernd auswirken. Koray Freudenberg, Oberstaatsanwalt in Verden, zeigte sich optimistisch, dass die Fahndung erfolgreich sein wird. "Wir gehen davon aus, dass wir dicht dran sind", sagte er dem NDR Niedersachsen.
Weitere Durchsuchungen in Berlin
In den vergangenen Tagen waren in Verbindung mit der Suche nach Ernst-Volker Staub und Burkhard Garweg bereits mehrere Gebäude in Berlin-Friedrichshain durchsucht worden. Am Montag hatte es einen Einsatz in der Corinthstraße gegeben. Die Einsatzkräfte hatten in der betroffenen Wohnung eine Person angetroffen, bei der es sich laut LKA jedoch nicht um einen der Gesuchten handelte. Am Sonntagabend hatte eine weitere Durchsuchung in der Grünberger Straße stattgefunden, an der laut LKA-Sprecherin auch SEK-Beamte beteiligt waren. In der dortigen Wohnung sei ebenfalls niemand angetroffen worden, "folgerichtig gibt es dann auch keine Festnahme", so die LKA-Sprecherin. Die Wohnung in der Grünberger Straße werde weiterhin kriminaltechnisch untersucht. Das könne noch Tage in Anspruch nehmen.
Bauwagen von Garweg soll nach Hannover gebracht werden
Am Sonntagmorgen hatten rund 130 Einsatzkräfte von LKA, Bundeskriminalamt (BKA) und der Berliner Polizei rund zwei Kilometer von der Wohnung entfernt ein links-alternatives Bauwagengelände am Markgrafendamm in Berlin durchsucht. Dabei wurden zehn Menschen kurzzeitig festgesetzt, um ihre Identität festzustellen. Die beiden Ex-RAF-Terroristen Staub und Garweg waren jedoch nicht unter ihnen. Bei dem Einsatz wurde ein Bauwagen beschlagnahmt und in der Nacht zu Montag für weitere Untersuchungen abtransportiert. "Aktuell ist geplant, diesen Bauwagen nach Hannover zu bringen", sagte LKA-Sprecher Philipp Hasse dem NDR Niedersachsen. Das LKA geht davon aus, dass Garweg den Bauwagen als Unterkunft genutzt und dort zeitweise gelebt hat. Wie der Oberstaatsanwalt Freudenberg dem NDR Niedersachsen sagte, benutzte der Ex-RAF-Terrorist auf dem Gelände den Namen "Martin".
Umfangreiche Ermittlungen dauern an
Das LKA Niedersachsen gehe bei den weiteren Ermittlungen sehr gründlich vor, sagte Sprecher Hasse dem NDR Niedersachsen: "Wir werden uns die Zeit nehmen, alle Spuren zu sichern". Die gefunden Informationen aus den durchsuchten Wohnungen werden laut Hasse laufend ausgewertet. In diesem Zuge seien auch die aktuellen Fotos von Garweg entdeckt worden, teilte die Staatsanwaltschaft Verden mit. Die sieben Aufnahmen, die einige Tage nach der Festnahme von Ex-RAF-Terroristin Daniela Klette veröffentlicht wurden, stammen demnach aus diesem Jahr.
Fahndung nach Garweg mit verfremdeten Fotos
Zusätzlich hat das LKA am Sonntag technisch verfremdete Bilder von Garweg veröffentlicht, auf denen er entweder mit einer Kappe, einer Glatze oder einer Brille zu sehen ist. "Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass der Beschuldigte Burkhard Garweg sein Aussehen verändert hat", teilte das LKA mit. Da die flüchtigen mutmaßlichen Straftäter bewaffnet sein könnten, rät das LKA Niedersachsen dringend davon ab, die Gesuchten selbst anzusprechen. Stattdessen bitten die Ermittler um Hinweise zum Aufenthaltsort von Garweg oder Staub unter der Rufnummer (0511) 98 73 74 00.