Kinderpornos: Künstliche Intelligenz hilft Polizei
Niedersachsen setzt im Kampf gegen Kinderpornografie jetzt eine eigens entwickelte Software ein. IT-Spezialisten des Landeskriminalamtes (LKA) haben die künstliche Intelligenz entwickelt, die Dateien auf kinderpornografisches Material hin durchsuchen kann. Ab Februar steht die Software allen Polizeiinspektionen im Land für ein einjähriges Pilotprojekt zur Verfügung. Ziel ist es, die Ermittler zu entlasten und gleichzeitig belastendes Material schneller zu finden.
Ermittler müssen riesige Datenmengen sichten
Die Verbreitung von kinder- und jugendpornografischen Inhalten im Internet und in digitalen Medien hat in den vergangenen Jahren laut LKA deutlich zugenommen. Im vergangenen Jahr sei sie um 75 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Die in den Ermittlungsverfahren sichergestellten Datenträger hätten zudem immer größere Speicherkapazitäten. Dies bedeute für die Polizisten neben der enormen psychischen Belastung einen kaum noch zu leistenden Aufwand, so das LKA. Denn das Bild- und Videomaterial müsse vollständig gesichtet und bewertet werden. "Wir tun alles, um die Polizeikräfte, die sich mit kinderpornografischen Dateien befassen müssen, zu entlasten", sagte Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD).
Künstliche Intelligenz trifft eine Vorauswahl
An dieser Stelle setzt die Software ein: Sie durchsucht das sichergestellte Material nach Dateien mit kinderpornografischem Inhalt und selektiert diese von den übrigen Dateien. In der vorausgegangenen zweijährigen Testphase lag die Trefferquote der Software bei der Erkennung von Dateien mit nicht pornografischem Inhalt laut LKA bei 96 Prozent. Diese Erfolgsquote liegt laut LKA-Präsident Friedo de Vries "weit über dem Durchschnitt vergleichbarer Anwendungen". Anschließend sichten Ermittler die vorausgewählten Daten. Pistorius sagte: "Wir erhoffen uns von dem Modellprojekt mit künstlicher Intelligenz eine deutliche Reduzierung der Mediendateien, die sich unsere Expertinnen und Experten am Ende ansehen müssen." Zudem könnten Ermittlungsverfahren mithilfe der Software voraussichtlich schneller abgeschlossen werden.
Software wird in Pilotphase trainiert
Bis zum Jahresende sollen die Ergebnisse, die die Software liefert, laufend daraufhin überprüft werden, ob korrekt zwischen den Inhalten unterschieden wurde. So sollen die Algorithmen der künstlichen Intelligenz überprüft und trainiert werden. Auch nach dem Abschluss der Pilotphase soll die Software laut LKA kontinuierlich weiterentwickelt werden. "Wir wissen um unsere besondere Verantwortung in diesem sensiblen Kriminalitätsbereich und vertrauen den Maschinen nicht blind", sagte de Vries. Pistorius sagte: "Mit immer mehr Personal allein können wir diesen abscheulichen Taten in der digitalen Welt nicht mehr begegnen." Es sei deshalb der richtige Weg, auf spezialisiertes Personal und technische Lösungen zu setzen. "Schnellere Verfahren können helfen, schneller Täter zu ermitteln - und Opfer zu schützen."