Hybride Arztpraxis soll Landärztemangel entgegenwirken
In Fürstenau im Landkreis Osnabrück hat eine Hausarztpraxis aufgemacht, die Patienten via Video-Schalte berät. Die Ärztekammer Niedersachsen ist skeptisch, die Gemeinde sieht das Konzept als Chance.
In der neuen Praxis kann eine PA (Physician Assistent) die Patientinnen und Patienten untersuchen und sich dann über ein Videotelefonat mit einer der beiden Ärztinnen beraten. PA sind studierte Assistenzen, die Ärztinnen und Ärzten Arbeiten abnehmen, die über die Qualifikationen von Arzthelferinnen und -helfern hinausgehen. So kann die Praxis in Fürstenau an fünf Tagen in der Woche eine medizinische Versorgung gewährleisten, auch wenn nur an drei Tagen eine Ärztin vor Ort ist. Es ist die erste hybride Arztpraxis im Osnabrücker Land. Zwei weitere sollen in Kürze folgen.
Ärztekammer Niedersachsen begegnet dem Konzept mit Skepsis
Die Ärztekammer in Niedersachsen verfolgt das Konzept mit Skepsis. "Ergänzende telemedizinische Angebote und möglicherweise auch eine vermehrte Delegation [...] können sicherlich zu einer Verbesserung der Versorgung auch im ländlichen Raum führen", heißt es in einer schriftlichen Stellungnahme der Ärztekammer auf Anfrage von NDR Niedersachsen. Dabei müsse allerdings verstärkt darauf geachtet werden, dass die Ärztinnen und Ärzte trotzdem ihre "höchstpersönliche Leistung" selbst erbringen. Dazu zählt laut Ärztekammer zum Beispiel die Beratung von Patientinnen und Patienten über mögliche Therapien
In Fürstenau kommt das Angebot gut an
Die Samtgemeinde habe lange Zeit versucht, über Förderprogramme und persönliche Ansprachen die ärztliche Versorgung im Ort sicherzustellen. "Dass das nicht funktioniert, das sehen wir leider an allen Orten", so Thomas Wagener, Fachdienstleiter der Samtgemeinde Fürstenau. Für ihn ist das Konzept der Zuschaltung der Ärztinnen per Tablet und der Einsatz von PA eine große Chance. "Wir haben immer eine medizinische Versorgung, wir haben immer einen Arzt im Hintergrund und wenn es notwendig ist, dann wird auch ein Arzt persönlich hinzugezogen", sagt er.
Auch Patientinnen und Patienten überzeugt
Sabine Wübbel ist seit Februar Patientin in der neuen hybriden Praxis. Sie freut sich vor allem darüber, dass sie trotz kurzer Wartezeiten nicht das Gefühl hatte, man habe keine Zeit für sie. Auch in den Patientenzahlen geht der Trend nach oben: Vor der Eröffnung im Januar hatten rund 500 Menschen ihr Interesse an der Praxis kundgetan, mittlerweile gibt es knapp 1.000 Patientinnen und Patienten.
