Hochwasser in Niedersachsen: Diese Lehren ziehen Land und Kommunen
Tag und Nacht haben Einsatzkräfte in Niedersachsen und Bremen gegen das Hochwasser gekämpft. Inzwischen hat sich die Lage vielerorts entspannt. Welche Lehren ziehen die besonders betroffenen Städte und Landkreise?
"Die Mittel von Bund und Land für den Küstenschutz und den Hochwasserschutz sind gut angelegt", teilte der Sprecher des Landkreises Verden mit. "Der Ernstfall zeigt, wie wichtig es ist, konsequent dabeizubleiben, die Deiche in einem guten Zustand zu erhalten oder sie zu ersetzen." Was die stark betroffenen Landkreise Celle, Oldenburg, Emsland, Osterholz, Verden, der Heidekreis und die Städte Oldenburg, Lilienthal und Bremen künftig beim Hochwasserschutz anders machen wollen, zeigt eine dpa-Umfrage.
Erste Landkreise wollen Hochwasserschutz verbessern
Mehrere Landkreise sehen die Notwendigkeit, den Hochwasserschutz auszubauen. "Ich sehe hier auch das Land gefordert, mehr in den Hochwasserschutz zu investieren", sagte der Landrat des Landkreises Celle, Axel Flader (CDU). Auch aus Sicht der Stadt Braunschweig sind weitere Maßnahmen nötig, um Bürgerinnen und Bürger auch bei künftigen und stärkeren Hochwasser-Ereignissen zu schützen. "Wir werden daher weiterhin in großem Umfang in den Hochwasserschutz investieren und die technische Ausstattung der Feuerwehr weiter optimieren", sagte Oberbürgermeister Thorsten Kornblum (SPD) laut Mitteilung. Vielerorts sind immer noch zahlreiche Kräfte im Einsatz. Die Verwaltungen tragen die Erfahrungen und Erkenntnisse verschiedener Stellen zusammen und wollen diese auswerten. "Das alles wird aber noch einige Zeit in Anspruch nehmen", schrieb die Sprecherin des Bremer Innenressorts. Das Ausmaß der Schäden durch das Hochwasser in Niedersachsen und Bremen ist noch nicht klar.
Meyer kündigt mehr Investitionen in Deiche an
Als eine Lehre aus dem Hochwasser will Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer (Grüne) die Instandhaltung der Deiche priorisieren. "Seit Weihnachten dürfte jedem klar sein: Der Klimawandel und seine Folgen sind keine blanke Theorie", sagte der Grünen-Politiker bei einer Veranstaltung zum Küstenschutz am Montag in Stade. "Darum müssen und werden wir künftig finanziell und personell noch mehr in die Deiche an unseren Küsten und im Binnenland investieren - denn Deiche schützen die Menschen und deren Hab und Gut."
Klimakrise bringt mehr Extremwetter
Die anhaltende Klimakrise werde die Situation an den Deichen weiter verschärfen, befürchtet Meyer. Extremwetter-Ereignisse wie Sturmfluten oder Dauerregen würden sich häufen. "Die Deiche müssen also großen Belastungen standhalten - und das wesentlich öfter als bisher." Die Deiche müssten entsprechend angepasst werden. Im Landkreis Stade seien viele Deiche beispielsweise einen halben Meter zu niedrig. Mit Blick auf den zu erwartenden Meeresspiegelanstieg in den kommenden Jahrzehnten müssten die Deiche dort um etwa 1,5 Meter erhöht werden.
Emsland will mehr Überflutungsflächen schaffen
Nach dem Absinken der Pegelstände werden auch im Emsland die Deiche kontrolliert und Schäden bilanziert, wie der Landkreis mitteilte. Danach sollen nötige Arbeiten zur Instandsetzung und Sicherung der Deiche beginnen. "Solche Ereignisse sind immer auch Anlass, die Abläufe der vergangenen Wochen zusammen mit den Kommunen, Hilfsorganisationen wie Technisches Hilfswerk (THW) und Fachbehörden zu analysieren, um auf zukünftige Lagen noch besser vorbereitet zu sein", teilte die Sprecherin des Landkreises Emsland mit. Weitere Gespräche etwa mit dem Land Niedersachsen zum Meldewesen an der Ems stünden an. "Die jüngste Hochwasserlage bestärkt den Landkreis zudem in seinem Vorgehen, den Flüssen mehr Raum zu geben, die Auen wieder anzubinden und mehr Überflutungsflächen zu schaffen", so die Sprecherin.
Lilienthal will Deiche stärken
Auch die Gemeinde Lilienthal im Landkreis Osterholz will die Deiche stärken und den Hochwasserschutz ausbauen - gemeinsam mit den angrenzenden Gemeinden. Aus Sicht des Landkreises Osterholz müssen die Hochwasserschutzanlagen der Wörpe an einigen Stellen verbessert werden, um künftig ohne Notmaßnahmen ausreichend widerstandsfähig zu sein. "Gemeinde und Landkreis werden analysieren, welche Maßnahmen getroffen werden müssen, damit die nächste Hochwasserlage nicht zu einem 'außergewöhnlichen Ereignis' wird", schrieb der Landkreis-Sprecher.
Gemeinsamer Plan gegen Hochwasser an der Hunte
Der Landkreis Oldenburg plant unter anderem, den Vorrat von Sandsäcken aufzustocken. Ein gemeinsamer Plan zur Hochwassersicherung am Fluss Hunte sei denkbar, teilte der Sprecher mit. Auch aus Sicht der Stadt Oldenburg ist eine verstärkte Zusammenarbeit beim Hochwasserschutz wichtig. Aufgrund des komplexen Wassersystems in und um Oldenburg sei ein Austausch mit den benachbarten Landkreisen und Gemeinden sinnvoll - um sich künftig gemeinsam gegen Ereignisse ähnlicher Art noch besser wappnen zu können. Die Stadt werde nach der Lage intensiv in die Nachbereitung gehen und analysieren, so die Stadtsprecherin.