"Gott ist queer": Kirche stellt sich hinter Pfarrer aus Wiesmoor
Der evangelische Pfarrer Quinton Ceasar aus Wiesmoor wird im Internet massiv beleidigt. Er hatte auf dem Kirchentag gesagt: "Gott ist queer." In der Kirche findet er Rückhalt, im Netz wird er beschimpft.
Er würde die Predigt nicht nur "genauso halten", sondern sogar noch einige Dinge hinzufügen, sagte Quinton Ceasar dem Deutschlandfunk. Er habe sich gedacht, dass er mit der Predigt aneckt, die Schärfe der Kommentare in sozialen Medien, in denen er als "Teufel in schwarz" und "Diener Satans" beleidigt und rassistisch angefeindet wurde, habe ihn jedoch erschreckt, sagte er am Freitag dem NDR in Niedersachsen. Ceasar geht davon aus, dass viele Kommentare aus dem konservativ-evangelikalem Spektrum kommen.
Gemeinde nimmt Webseite wegen Hasskommentare vom Netz
Der evangelische Pfarrer hatte am Sonntag in seiner Predigt auf dem Kirchentag unter anderem gesagt: "Jetzt ist die Zeit zu sagen: Gott ist queer." Gegenüber dem NDR sagte der Pfarrer: "Gott sprengt ja selber die Zweigeschlechtlichkeit in vielen Stellen der Bibel und deshalb ist es für mich kein Satz, der provozieren muss." Er wollte mit dem Satz "Gott ist queer" vor allem auch die Menschen ins Boot holen, die sich nicht genannt und gesehen fühlen. Die Kirchengemeinde Wiesmoor hat wegen der Vielzahl an Hasskommentaren ihre Webseite vom Netz genommen.
Rückendeckung und Kritik
Unterstützung erfährt der in Südafrika geborene Quinton Ceasar von der eigenen Landeskirche. "Hass geht gar nicht. Hass verhindert freie Meinungsäußerung, auch von der Kanzel. Und insofern ist das zu verurteilen", sagte der Vizepräsident des Landeskirchenamtes, Ralph Charbonnier, am Freitag in Hannover. Über Inhalte könne man streiten, dies sei sogar ausdrücklich erwünscht und wertvoll, so Charbonnier weiter. Kritisch äußerte sich der Kirchenpräsident der Evangelischen Landeskirche Anhalts, Joachim Liebig. Gott sei natürlich nicht queer, diese Einschränkung werde Gott nicht gerecht, sagte Liebig.
Kirchentag stellt sich hinter Ceasar
Auch die Organisatoren des Kirchentags stellten sich in einer Erklärung vom Mittwoch hinter den Pfarrer. "Unsere Gesellschaft braucht diese Form des respektvollen und offenen Austausches dringend. Umso bitterer ist es nun, mitanzusehen, wie viele Menschen unseren Schlusspredigern ebendiesen Respekt versagen", teilten die Organisatoren mit.