Feuerwehr-Nachwuchs: Kinderfeuerwehr wird immer beliebter
Sie heißen Löschdrachen, Löschlöwen oder auch Löschifanten: Kinderfeuerwehren werden seit ein paar Jahren stärker gefördert. Der Lohn: Es werden immer mehr Jungen und Mädchen, die mitmachen.
"Wasser marsch! ", ruft der neunjährige Jannik ganz laut und mit Stolz zu seinen Kameradinnen und Kameraden. Und innerhalb von wenigen Sekunden löscht eine Gruppe von kleinen Mädchen und Jungen ein Übungsfeuer vor dem Feuerwehrhaus in Essel in der Samtgemeinde Schwarmstedt (Landkreis Heidekreis). Die Kinderfeuerwehr gibt es hier seit 2016. Mit dem Namen Blaulichtbande. Zwölf Mädchen und Jungen zwischen sechs und neun Jahren werden hier einmal alle zwei Wochen an die Arbeit der Feuerwehr herangeführt.
Mit Spiel und Spaß ins Feuerwehrleben
Das dreiköpfige Betreuerinnen-Team in Essel versucht an jedem Übungstag, feuerwehrtechnische Sachen mit spielerischen Elementen zu verknüpfen. "Die Kinder sollen Spaß haben, aber auch den Ernst der Lage verstehen", erklärt Betreuerin Jana Gutzeit. Meistens gibt es erst ein bisschen Theorie und dann die Praxis. Hier werden schon mal Grundlagen geübt - wie zum Beispiel das Verbrennungsdreieck. Sprich, dass ein Feuer Sauerstoff, Wärme und einen brennbaren Stoff braucht. Die Kleinsten hier sind erst sechs Jahre alt und haben schon große Ziele. Annemarie ist die jüngste, gerade erst sechs Jahre alt geworden. "Ich möchte hier lernen, eine gute Feuerwehrfrau zu werden", sagt sie.
Knapp 1.100 Kinderfeuerwehren gibt es in Niedersachsen
"Man kann gar nicht früh genug mit den Kindern anfangen", meint Jana Gutzeit. Kinder würden sich schon früh für ihr Hobby entscheiden und wenn sie erst zur Jugendfeuerwehr im Alter von zehn starten können, sei oft schon kein Platz mehr für ein so zeitfüllendes Hobby wie die Feuerwehr. Deshalb werden Kinderfeuerwehren etwa seit 2015 stärker gefördert. Mittlerweile gibt es laut niedersächsischem Innenministerium knapp 1.100 Kinderfeuerwehren. Und die Zahl wächst stetig, mit einem kleinen Einschnitt nach Ausbruch der Corona-Pandemie. Die Mitgliederzahl, Stand 2022, ist mit gut 17.500 Kindern stärker als je zuvor. "Das sichert ein steigendes Potenzial an Kindern für die Jugendfeuerwehr", sagt Landesbranddirektor Dieter Rohrberg zufrieden.
Kinder zwischen zehn und 16 Jahren dürfen in die Jugendfeuerwehr
Im Alter von zehn Jahren wechseln die Kinder im besten Fall in die Jugendfeuerwehr - und auch diese wachsen in Niedersachsen. Laut Innenministerium gibt es, Stand 2022, fast 1.900 Jugendfeuerwehren im Land - mit etwa 29.900 Jungen und Mädchen. Auch hier gab es nach dem erwartbaren Rückgang in den ersten Corona-Jahren einen Zuwachs von mehr als 1.000 jungen Feuerwehrleuten. Bei der Kinderfeuerwehr in Essel wechseln jedes Jahr ein paar in die Jugendfeuerwehr. Erst vor ein paar Wochen sind wieder drei aus der Blaulichtbande aufgestiegen.
Nachwuchsarbeit sichert die Zukunft
In diesem Jahr gibt es sogar den ersten Jungen, der einst in der Blaulichtbande war und jetzt nach der Jugendfeuerwehr mit 17 Jahren in die freiwillige Feuerwehr Essel aufgestiegen ist. "Er fährt jetzt mit zu Einsätzen und das ist natürlich unsere Idealvorstellung eines Werdegangs bei uns", erklärt Ortsbrandmeister Christian Draeger. Die steigenden Zahlen in den Kinder- und Jugendfeuerwehren seien ein Zeichen für gute Nachwuchsarbeit. In Essel möchten sogar mehr Kinder mitmachen, als die Kinderfeuerwehr momentan aufnehmen kann. Es gibt eine Warteliste. Landesweit hoffen Feuerwehren, dass der positive Trend anhält. Denn Kinder- und Jugendfeuerwehren schaffen die Grundlage für die Feuerwehren der Zukunft.