Falsche Notrufe: Weitere Landtagsabgeordnete betroffen
Erneut haben unbekannte Täter über vorgetäuschte Notrufe Feuerwehreinsätze an Privatadressen von Politikern ausgelöst. Betroffen waren mehrere Abgeordnete des Niedersächsischen Landtags.
Gegen 3.18 Uhr in der Nacht zu Montag wurde die CDU-Landtagsabgeordnete Colette Thiemann nach eigenen Angaben aus dem Schlaf gerissen, weil vor ihrem Haus zwei Löschzüge der Feuerwehr, Rettungswagen und Polizei angerückt waren. Wegen eines angeblichen Brandes in ihrer Küche, angeblich gebe es Verletzte. Doch beides stimmte nicht. Laut Thiemann spielten sich ähnliche Szenen exakt zur selben Zeit bei zwei ihrer Parteikollegen ab.
Falsche Alarme über Notruf-App "Nora" abgesetzt
Auch der SPD-Abgeordnete Gerd Hujahn war betroffen - den Angaben zufolge bereits zum zweiten Mal. Die Rettungskräfte waren über die Notruf-App "Nora" alarmiert worden. Hujahn vermutet, dass es den Tätern darum geht, möglichst viele Kräfte auf die Straße zu rufen. Beim ersten Mal sei in der falschen Meldung von "Rollstuhlfahrer“ und "Gasgeruch" die Rede gewesen. "Notfallsituationen, die die gesamte Rettungskette auf den Plan rufen", sagt Hujahn. "Und alles Ehrenamtliche, für die die Nacht dann auch vorbei ist."
CDU hält Notrufmissbrauch für politisch motiviert
Die CDU vermutet hinter den Taten politische Motive und fordert, den oder die Täter konsequent zu verfolgen. Anfang September waren 15 ähnliche Fälle bekannt geworden, seither sind nach Angaben des Innenministeriums fünf weitere Taten hinzugekommen. Betroffen waren aktuelle und ehemalige Abgeordnete des Niedersächsischen Landtags von CDU, SPD und AfD. Die Polizei ermittelt. Innenministerin Daniela Behrens (SPD) warnte, die Notruf-App zu missbrauchen. Die Kräfte seien dann bei tatsächlichen Notfällen möglicherweise nicht verfügbar.
Notruf-App soll barrierefrei Hilfe ermöglichen
"Nora" wurde dafür entwickelt, Menschen mit Einschränkungen einen barrierefreien Zugang zu ermöglichen, damit auch Hör- oder Sprachgeschädigte einfach Hilferufe absetzen können. Laut Innenministerium wird bereits geprüft, wie der Missbrauch eingedämmt werden kann. Denn falsche Notrufe nehmen bundesweit zu. Denkbar wäre, dass Nutzende sich registrieren müssen, um die App zu nutzen. So wäre dann eine eindeutige Identifikation möglich.