Exklusiv: Mieten in Niedersachsen 2022 erneut gestiegen
Die Mieten in Niedersachsen sind im vergangenen Jahr weiter angestiegen. Zweistellige Preissprünge gab es selbst auf dem Land, wie der NDR Niedersachsen exklusiv über das Bundesbauministerium erfuhr. Ein Überblick.
Wohnen zur Miete ist 2022 in Niedersachsen erneut teurer geworden. Die durchschnittliche Kaltmiete pro Quadratmeter betrug 7,81 Euro. Das geht aus der Antwort des Bundesbauministeriums auf eine Anfrage des Linken-Bundestagsabgeordneten Victor Perli aus Wolfenbüttel hervor. Das sei der stärkste durchschnittliche Anstieg der Erst- und Wiedervermietungsmieten in den vergangenen 12 Jahren, so Perlis Büro. Am teuersten ist Wohnen zur Miete demnach im Landkreis Harburg. Hier zahlen Mieterinnen und Mieter durchschnittlich 10,50 Euro kalt pro Quadratmeter. Am zweit teuersten ist Lüneburg mit 10 Euro. Nur knapp dahinter liegen die Städte Göttingen (9,68 Euro kalt pro qm), Oldenburg (9,64 Euro), Osnabrück (9,20 Euro), der Landkreis Stade (9,52 Euro) und die Region Hannover (9,36 Euro). Vergangenes Jahr "sind die Mieten in 30 Landkreisen und kreisfreien Städten Niedersachsens um über 5 Prozent gestiegen", sagte Perli. "Sie explodieren damit fast überall im Land."
Mietspiegel: Landkreise Holzminden und Lüchow-Dannenberg am günstigsten
Am preiswertesten dagegen kann man in den Landkreisen Holzminden und Lüchow-Dannenberg wohnen. Hier zahlen Mieterinnen und Mieter durchschnittlich weniger als 6 Euro pro Quadratmeter. Unter 7 Euro liegt der durchschnittliche Quadratmeterpreis auch noch in den Landkreisen Wesermarsch, Northeim, Nienburg, Goslar und Hameln-Pyrmont, genauso wie in den kreisfreien Städten Salzgitter und Wilhelmshaven.
Mietpreise klettern auch auf dem Land - etwa in Delmenhorst
Doch der Trend zeigt weiter nach oben. Vor allem in einigen ländlichen Regionen sind die Mieten zwischen 2021 und 2022 stark angestiegen. So zogen die Mieten in Delmenhorst um mehr als 13 Prozent an, im Landkreis Aurich und in Osterholz um rund 11 Prozent und im Landkreis Northeim um 10 Prozent.
Große Städte in der Nähe - höhere Mieten
Reinold von Thadden, Verbandsjustiziar beim Mieterbund Niedersachsen-Bremen, erklärt sich das zum einen mit einem Nachhol-Effekt. Denn in diesen Landkreisen und Städten sei das Wohnen bisher noch verhältnismäßig günstig gewesen. Zum anderen falle es auf, so von Thadden, dass diese Landkreise in der Nähe von größeren Städten lägen, in denen die Mieten schon seit Längerem hoch seien. Die Menschen würden jetzt offenbar ins nähere Umfeld dieser teuren Wohnlagen ausweichen. Delmenhorst und Osterholz könnte für Menschen aus Bremen interessant werden, genauso wie der Landkreis Northeim für diejenigen, denen Göttingen zu teuer ist.
Preisplateau in teuren Regionen erreicht?
Nur moderat angestiegen sind die Mieten dagegen in den Kommunen, in denen das Wohnen bisher schon relativ teuer war - wie in der Region Hannover, im Landkreis Harburg, in Braunschweig, Oldenburg und Osnabrück. Es gibt auch Landkreise und Städte in Niedersachsen, in denen die durchschnittlichen Mieten gesunken sind: Etwa in Cloppenburg, Cuxhaven und in Wolfsburg. Reinhold von Thadden vom Mieterbund erklärt: In Wolfsburg sei in den vergangenen Jahren viel gebaut worden, das scheine den Wohnungsmarkt jetzt zu entspannen. Nur wenn das Angebot steige, würden die Mieten sinken. Deshalb hält von Thadden Bauen langfristig für wirkungsvoller als eine Mietpreisbremse.
Perli: "Die Politik muss bezahlbaren Wohnraum für alle gewährleisten"
Der Bundestagsabgeordnete Perli sieht in jedem Fall die Politik in der Pflicht. "Die Politik muss bezahlbaren Wohnraum für alle gewährleisten", betonte Perli. "Für viele wird es zunehmend schwieriger, die steigenden Mieten und Energiekosten zu bezahlen", sagte er. Vor allem Menschen mit kleinen und mittleren Einkommen seien erheblich belastet. "Die bisherigen Versuche von Bund und Land den Mietanstieg zu bremsen, sind in fast allen Städten und Kreisen kläglich gescheitert", findet Perli. Die Linke fordere deshalb einen Mietenstopp. Dieser könnte es Vermietern deutlich erschweren, höhere Mieten als die ortsübliche Vergleichsmiete zu veranschlagen, sagte der Politiker dem NDR Niedersachsen.