Einschulung in Niedersachsen: So teuer ist der Schulstart
Rund 82.000 Erstklässler in Niedersachsen starten kommende Woche ins Schulleben. Für immer mehr Familien ist die Einschulung finanziell belastend, denn die Materialien werden jedes Jahr teurer.
Schulranzen, Schultüte, Turnschuhe, Hefte, Stiftemappe - für die Einschulung kommt vieles zusammen. Die Kosten können enorm variieren, je nachdem, ob noch ein Schreibtisch mit passendem Stuhl für den Schulanfänger oder die -anfängerin dazu kommen. Nach aktuellen Berechnungen des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV) geben Eltern für die Einschulung im Schnitt 970 Euro aus.
Ausgaben können Geldbeutel enorm belasten
Bereits für Durchschnittsverdiener ist die Ausstattung eines Schulkindes finanziell belastend. Familie Rathmann aus dem Landkreis Hildesheim hat drei Kinder. Die sechsjährige Tochter Elise wird jetzt eingeschult. Die Eltern haben von der Schule eine Liste mit 30 unterschiedlichen Artikeln erhalten, die Elise bei der Einschulung im Ranzen haben soll. "Wir haben den Schulranzen bereits im letzten Sommer im Ausverkauf erworben. Da hat der Ranzen inklusive Federmappe noch immer 170 Euro gekostet", erzählt Mutter Christin Rathmann. Also, wo es möglich war, haben die Eltern bereits reduzierte Waren genutzt. Inklusive Schulranzen kommen für die Grundausstattung unterm Strich aber dennoch mehr als 350 Euro zusammen. Weiterhin kommen 90 Euro für Schulbücher und Fibeln hinzu, die Familie Rathmann auf dem ersten Elternabend gezahlt hat. Die Bücher werden von der Klassenlehrerin besorgt.
Zuschuss für arme Kinder reicht nicht aus
"Das erste Schuljahr ist das kostenintensivste Jahr" erklärt Fabian Steenken von der Landesarmutskonferenz. Bereits 2015 hat die Diakonie in Niedersachsen auf die jährlich steigenden Kosten für die Grundschulausstattung hingewiesen. Jedes fünfte Kind in Niedersachsen ist laut Landesstatistikamt von Armut bedroht. Der Zuschuss aus dem Bildungsteilhabegesetz reiche "vorne und hinten nicht", so Steenken. Hilfsbedürftige Schülerinnen und Schüler erhalten seit dem 1. Januar 2023 pauschal 174 Euro für den Schulbedarf. Das ist nicht einmal die Hälfte, die ein Grundschulkind im Durchschnitt für die Einschulung benötigt. Die Diakonie unterstützt Familien mit besonderen Aktionen zum Schulanfang. In Hildesheim, der Region Hannover und der Region Cuxhaven unter anderem mit Projekten und Sachspenden.
Ein Schulwechsel geht häufig mit neuen Kosten einher
Mit einem Schulwechsel sind häufig weitere Kosten verbunden. In den Klassen sieben und acht werden ein Taschenrechner, Wörterbücher oder Atlanten verlangt. Hinzu kommen Leihgebühren für Bücher, Computer, Tablets oder Musikinstrumente. Familie Rathmann kann bereits anfangen, Rücklagen zu bilden, damit die drei Töchter ausstattungskonform durch die Schulzeit kommen. "Wo es möglich ist, kaufe ich auch gebrauchte Sachen", so Christin Rathmann. Auch im Secondhand-Kaufhaus fairKauf in Hannover gibt es Schulranzen und Stiftemäppchen mit Gebrauchsspuren zu kleinen Preisen. Hier kostet ein gebrauchter Ranzen zwischen acht und zehn Euro.
Hohe Inflation treibt die Preise
Seit dem vergangenen Jahr treibt zudem die Inflation die Preise hoch. Besonders das Papier ist teurer geworden. Aktuelle Zahlen vom Bundesstatistikamt zeigen die Kostenentwicklung bei Schulmaterial im Vergleich zum Vorjahr.
Kosten für Schulmaterialien 2023 (im Vergleich zu 2022)
- Schulhefte und Blöcke + 13,6 Prozent
- Füller und Stifte + 7,6 Prozent
- Schulbücher + 5,3 Prozent