Eine Grafik zeigt, wie eine Straße genutzt werden könnte, wenn es weniger Parkflächen-Bedarf gäbe. © Bundesverband CarSharing e.V.

Die Vorteile des Carsharings - und der aktuelle Stand

Stand: 11.09.2023 11:28 Uhr

Carsharing ist meist günstiger als ein eigenes Auto. Und es ist eine der Maßnahmen, mit der sich am meisten CO2 einsparen ließe. Wie entwickelt sich Carsharing? Ein Überblick.

von Marc Wichert

Die Zahlen sind deutlich: Das Carsharing-Angebot wächst stetig. Innerhalb von zehn Jahren hat sich der Flottenbestand mehr als verdreifacht. Und immer mehr Menschen nutzen Carsharing. Der Branchenverband BCS nennt vor allem drei Gründe, warum das eine gute Entwicklung ist. Da wäre der Klima-Aspekt: Nutzen mehr Menschen Carsharing in Verbindung mit anderer Mobilität wie Fahrrad und vor allem dem öffentlichen Nahverkehr, sinkt der CO2-Ausstoß. Zum anderen - und das dürfte für viele Menschen ganz konkret und unmittelbar von Bedeutung sein - spart man Geld. Zumindest jene, die weniger als 10.000 Kilometer im Jahr mit dem eigenen Fahrzeug zurücklegen. Ein dritter Effekt ist vor allem in Städten von Relevanz: Weniger Autos bedeuten mehr Platz für die Menschen.

Carsharing-Fahrzeugflotten energieeffizienter als der Durchschnitt

Wie die Zahlen zeigen, ist in Niedersachsen durchaus noch Luft nach oben. Doch könnten alternative Angebote des Carsharings, etwa sogenannte Peer-to-Peer-Konzepte, das Teilen von Autos künftig attraktiver machen. Zumal das Ziel, CO2 einzusparen, um den Klimawandel zumindest abzuschwächen, dringlicher wird. Laut bcs trägt Carsharing dazu bei. Carsharing-Kunden würden viele Wege, die nicht notwendigerweise ein Auto erfordern, auf ökologisch weniger bedenkliche Verkehrsträger verlagern. Die Carsharing-Fahrzeugflotten seien zudem energieeffizienter und stoßen weniger CO2 aus als der Durchschnitt des nationalen Pkw-Bestands. 

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Ein Vielfaches an CO2-Einsparung durch Carsharing

Das Umweltbundesamt (UBA) hat eine Modellrechnung vorgenommen, wonach eine Reduzierung des Autobestands um zehn Prozent durch Carsharing gar zu einer Treibhausgas-Einsparung von 3,9 bis 6,7 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten jährlich führen würde. Zum Vergleich: Ein Tempolimit von 80 Stundenkilometern auf Land- und Bundesstraßen würde die Kohlendioxid-Emissionen "nur" um 500.000 bis 700.000 Tonnen CO2 senken.

Verband: Wer Carsharing statt Privatauto nutzt, kann Hunderte Euro sparen

Der Effekt für jeden und jede Einzelne macht sich laut bcs auch im Geldbeutel bemerkbar. Wer ein eigenes Auto besitzt, hat hohe Kosten. Rund die Hälfte bis zwei Drittel der Kosten für ein eigenes Auto seien Fixkosten für Versicherung, Wartung und Service. Hinzu kommt der Wertverlust, falls es sich um einen Neuwagen handelt. Diese Kosten fallen auch an, wenn das Fahrzeug gar nicht gefahren wird. Der bcs hat mit verschiedenen Beispielrechnungen und Vergleichen ermittelt, dass bis zu einigen Hundert Euro im Monat sparen kann, wer aufs eigene Auto verzichtet und stattdessen Carsharing und Rad sowie Bus und Bahn nutzt.

Guter ÖPNV auf dem Land wichtig für Ausbau des Carsharings

Nun kann zurecht auf den teils schlecht ausgebauten öffentlichen Personennah- und -fernverkehr (ÖPNV) gerade in ländlichen Regionen verwiesen werden. Auch bcs-Pressesprecher Benjamin Plank sieht das Problem. "Gerade auf dem Land ist ein guter ÖPNV wichtig, damit Carsharing genutzt wird", sagt er dem NDR Niedersachsen. Denn wenn zum Beispiel Pendler in die nächstgrößere Stadt müssen, aber Bus oder Bahn nur selten oder gar nicht fahren, wollten viele nicht auf ihr eigenes Auto verzichten.

Verband: Ein Carsharing-Auto ersetzt bis zu 20 private Pkw

Doch - siehe die oben genannten Zahlen zur Einsparung von CO2 - kann dem Carsharing eine bedeutende Rolle bei Verkehrs- und damit Klimawende zukommen. Der Geschäftsführer des Carsharing-Bundesverbands Gunnar Nehrke sagt, dass Carsharing-Nutzer oft mit Fahrrad, Bus und Bahn unterwegs seien. "Ein Auto nutzen sie gezielt, wenn sie es brauchen." Carsharing sei damit ein wichtiges Werkzeug, um "den Flächenverbrauch und die klimaschädlichen Emissionen des Pkw-Verkehrs zu reduzieren." Und dann wäre da noch der Aspekt "Flächenverbrauch": Laut einer bcs-Studie von 2016 ersetzt ein stationsbasiertes Carsharing-Fahrzeug zumindest in innerstädtischen Bereichen bis zu 20 private Pkw. So wird also öffentlicher Raum frei, der anderes genutzt werden kann.

Zahlen zum Carsharing in Deutschland

  • Die Zahl der in Deutschland bereitgestellten Carsharing-Fahrzeuge erhöhte sich bis zum Stichtag 1. Januar 2023 innerhalb eines Jahres um 3.730 auf 33.930 Fahrzeuge - ein Plus von 12,4 Prozent.
  • Zum Jahreswechsel gab es in Deutschland 1.082 Städte und Gemeinden mit einem Carsharing-Angebot. Das sind 147 Orte mehr als im Vorjahr. Neue Angebote sind vor allem in kleineren Städte und Gemeinden im ländlichen Raum hinzugekommen. Mittlerweile gibt es in Deutschland 925 Orte unter 50.000 Einwohnern mit einem Carsharing-Angebot.
  • Zum 1. Januar 2023 waren in Deutschland insgesamt 4.472.800 Fahrberechtigte zum Carsharing angemeldet. Das sind 1.079.800 Fahrberechtigte mehr als am 1. Januar des Vorjahres - ein Zuwachs von 31,8 Prozent.

Carsharing auf dem Land: Tipps für Gründer

Laut bcs sind die Angebotslücken in kleineren Städten und Gemeinden trotz wachsender Zahlen weiterhin spürbar. "Abhilfe kann nur geschaffen werden, wenn entweder bestehende Carsharing-Anbieter ihr Geschäftsgebiet ausweiten oder neue Carsharing-Initiativen in den noch unversorgten Städten und Gemeinden entstehen." Der Verband hat dafür einen Leitfaden für Menschen herausgegeben, die ein Carsharing-Angebot gründen - zusammen mit anderen in einem Carsharing-Verein oder allein als unternehmerische Initiative. Der Leitfaden erläutert, was bei einer Neugründung zu beachten ist und welche Faktoren für den Erfolg des Carsharing-Betriebs entscheidend sein können, so der bcs. Er stütze sich dabei auf die langjährigen Erfahrungen bestehender Carsharing-Organisationen in kleinen Städten und ländlichen Regionen. Willi Loose, der Autor des Leitfadens, erklärt: "Der Aufbau eines neuen Carsharing-Angebotes benötigt einen langen Atem. Unser Leitfaden warnt vor falschen Erwartungen und gibt Hilfestellung beim Umgehen von Stolpersteinen in der Gründungsphase."

 

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