Branche in Sorge: Stellen im Freiwilligendienst nicht besetzt
Sind das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ) und der Bundesfreiwilligendienst (BFD) nicht attraktiv genug? In Niedersachsen sind nach dem diesjährigen Start der Dienste noch Stellen unbesetzt.
Eine stichprobenartige Umfrage der Deutschen Presse-Agentur (dpa) hat ergeben, dass zum Beispiel das Technische Hilfswerk (THW) und die Johanniter-Unfall-Hilfe noch Freiwillige suchen. Die Dienste haben zum 1. August und zum 1. September begonnen - die Johanniter betonen aber, man könne auch später noch einsteigen. Den Angaben zufolge sind die Einrichtungen angesichts der Entwicklung besorgt und fordern eine Aufwertung der Freiwilligendienste.
Nur möglich für Kinder aus wohlhabenden Familien?
"Ein Freiwilligendienst sorgt für persönliche Entwicklung und ist ein Dienst an der Gemeinschaft", sagte Bodo Dannhöfer von den Johannitern. "Es wäre wünschenswert, wenn auch mehr Menschen aus finanziell schwächeren Familien daran teilnehmen könnten." Für ein FSJ erhalten die jungen Leute maximal 324 Euro, im BFD maximal 604 Euro. Dannhöfer schlägt vor, das Freiwilligen-Geld dem Bafög-Niveau anzugleichen. "Das FSJ müsste definitiv attraktiver werden, da wir sonst Gefahr laufen, unter anderem vom Minijob abgehängt zu werden", so Azra Avdagic vom Deutschen Roten Kreuz in Niedersachsen.
Jugendliche wollen lieber in die Stadt als aufs Land
In ganz Deutschland gehen die Bewerbungen für ein FSJ oder einen BFD laut Bundesjugendministerium seit 2019 zurück. Die Dienste stünden "in Konkurrenz zu anderen Anbietern", sagte Sylke Heun, Pressesprecherin des Regionalverbands Niedersachsen-Mitte der Johanniter. Nach Information von Dennis Ehrenberg, Vorsitzender des Sportvereins ASC Göttingen, sind Freiwilligen-Stellen auf dem Land zudem weniger beliebt als in der Stadt. Der ASC koordiniert in Niedersachsen gemeinsam mit dem Landessportbund das FSJ im Sport. In Ballungsgebieten sei es viel leichter, Stellen zu besetzen.
FSJ in der Kultur offenbar besonders gefragt
Das Interesse an den Stellen scheint derweil zwischen unterschiedlichen Einrichtungen stark zu schwanken. "Wir haben deutlich mehr Bewerber als Stellen und hatten noch nie Probleme, diese zu besetzen", berichtete etwa die Leiterin der Freiwilligendienste bei der Landesvereinigung Kulturelle Jugendbildung Niedersachsen, Juliane von Ihlten. Die Vereinigung koordiniert in Niedersachsen das FSJ in der Kultur.
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