Angst vor Wölfen: Hobby-Schäfer gibt seine Herde ab
Die Familie von Christian Lohmeyer hält seit rund 100 Jahren Schafe auf dem Weserdeich in Bücken (Landkreis Nienburg). Doch damit ist nun Schluss - der Landwirt verkauft seine Herde. Grund: die Wölfe.
Er selbst sei mit seiner Herde noch nicht Ziel von Wolfsangriffen geworden, aber ein benachbarter Schäfer schon. "Wir hatten zum zweiten Mal in Folge auf unserer Weserseite einen Wolfsangriff in direkter Nachbarschaft zu unserer Schafherde", sagte Lohmeyer, der die Schafzucht im Nebenerwerb betrieben hat. Der Landwirt habe die Wolfsrisse in Augenschein genommen und dann beschlossen, seine Herde zu verkaufen. Er möchte seinen Tieren das Schicksal ersparen, das deren Artgenossen unweit der eigenen Weide erleiden mussten.
Schafhaltung auf dem Deich ist schwierig
Schafe in Wesernähe zu halten, ist problematisch. Die Tiere könnten nicht ausreichend gesichert werden, da am Flussufer kein Zaun stehen dürfe, erläutert Lohmeyer. Zu groß sei die Gefahr, dass der sich bei Hochwasser aus dem Boden löse und sich in Schiffsschrauben verfange. Ein Wolfsberater bestätigt dem NDR in Niedersachsen die Problematik der ungenügenden Sicherung vor Wolfsangriffen an Flüssen, die von den Behörden erst spät erkannt worden sei. Dabei tragen Schafe auf Deichen dazu bei, die Bauwerke zu sichern. Anfang April hatten mehrere niedersächsische Küstenjägerschaften gefordert, den Wolfsbestand in Küstennähe streng zu reglementieren.
Mutterschafe gehen nach Nordrhein-Westfalen
Christian Lohmeyer hat seine Konsequenzen gezogen - er gibt die Schafzucht auf. Er könnte im schlimmsten Fall für tote Tiere Geld vom Land erhalten, aber das lehnt er ab. Rund 90 Mutterschafe sind an eine Großschäferei in Nordrhein-Westfalen verkauft worden, auch die größeren Lämmer hat der Landwirt veräußert. Bei den Lohmeyers bleiben wird unter anderem Leitschaf "Sophie" - gut geschützt auf dem Hof der Lohmeyers.