Amoktat bei Zeugen Jehovas: Oliver Pocher zeigt sich bestürzt
Die tödlichen Schüsse im Königreichssaal der Zeugen Jehovas in Hamburg machen viele Menschen fassungslos. Der Comedian Oliver Pocher ist in seiner Jugend Mitglied der Glaubensgemeinschaft gewesen.
Der Hannoveraner äußerte sich am Freitag auf seinem Instagram-Kanal zu den Vorfällen in Hamburg. Pocher sprach den Angehörigen der Opfer sein Beileid aus und dankte der Polizei für deren schnelles Eingreifen. Der Schauspieler, der bis zu seinem 18. Lebensjahr selbst bei den Zeugen Jehovas war, vermutet als Motiv für die Tat "eine Menge Frustration", wobei dies selbstverständlich keine Rechtfertigung für die Tat sein könne. "Der Umgang mit Ausgeschlossenen ist bei den Zeugen Jehovas sehr rigoros", beschrieb der 45-Jährige seine eigenen Erfahrungen. "Die werden schon isoliert."
Trauer bei Regionalkongress der Zeugen Jehovas
Betroffenheit herrschte am Samstag auch auf dem Regionalkongress der Zeugen Jehovas in Osterholz-Scharmbeck, zu dem rund 900 Gläubige geladen waren. "Ich bin in Gedanken bei meiner Freundin, die ihren Mann verloren hat", sagte die Teilnehmerin Janina Čada dem NDR Niedersachsen am Rande des Treffens. Viele Gemeinden der Glaubensgemeinschaft in Niedersachsen haben nach NDR Informationen erst Freitagmorgen aus den Nachrichten von dem Angriff am Donnerstagabend erfahren. Es sei ein absoluter Schock, sagte Thomas Breitgraf, Gemeindeältester in der Stadt Leer. Die Gemeinden beteten für die Opfer und hofften, dass die Verletzten schnell wieder genesen. Viele Gemeinden hätten Kontakte zu Hamburger Gemeinden, das mache besonders betroffen, sagte Martin Schemat, der Kirchenälteste aus der Gemeinde Schwanewede im Landkreis Osterholz.
Diskussionen über verschärfte Sicherheitsmaßnahmen
Die Gemeindevorstände in Niedersachsen sind unsicher, ob sie abendliche Treffen künftig besser schützen sollten. Bislang haben die Zeugen Jehovas im Land bei ihren Zusammenkünften unbewaffnete Sicherheitsdienste. In der Gemeinde Oldenburg-Nord hätten bereits mehrfach Betrunkene versucht, die Zusammenkünfte zu stören, berichtete ein Kirchenältester. Die niedersächsischen Gemeinden warten jetzt auf Hinweise aus der Bundeszentrale der Zeugen Jehovas im Taunus. Dort werde aktuell über mögliche Sicherheitskonzepte diskutiert, sagte eine Sprecherin. Innenministerin Daniela Behrens (SPD) sagte am Freitag, man habe in Niedersachsen keine neuen Erkenntnisse zu einer veränderten Bedrohungslage für die Gottesdienste der Zeugen Jehovas.
EKD und Weil bekunden ihr Mitgefühl
Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) bekundete nach der Gewalttat in Hamburg ihr Mitgefühl. "Unsere Gedanken und Gebete sind bei den Opfern und Angehörigen des furchtbaren Anschlages", schrieb die EKD am Freitagmorgen bei Twitter.
Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil habe den mutmaßlichen Amoklauf in Hamburg bestürzt zur Kenntnis genommen, sagte Kathrin Riggert, stellvertretende Sprecherin der Landesregierung. "Natürlich hoffen wir alle, dass die Hintergründe dieser schrecklichen Tat möglichst zügig aufgeklärt werden können", sagte Riggert weiter.
Acht Tote in Hamburg nach Schüssen
Bei den Schüssen am Donnerstagabend in einem Gebäude der Zeugen Jehovas im Hamburger Stadtteil Groß Borstel wurden acht Menschen tödlich verletzt, teilte die Polizei am Freitag mit. Unter den Toten seien der Täter sowie ein ungeborenes Kind. Zudem gebe es acht Verletzte, teilte Hamburgs Innensenator Andy Grote (SPD) am Freitag in Hamburg bei einer Pressekonferenz mit.