Wie geht es dem Hamburger Wald in Zeiten des Klimawandels?

Stand: 04.01.2025 20:58 Uhr

Bis zu 300 Jahre ist der Hamburger Wald alt. Mit 5.362 Hektar bedeckt er rund sieben Prozent der gesamten Stadtfläche. Der Klimawandel setzt dem Wald zu.

In Bergedorf leiden zum Beispiel Buchen unter Pilzbefall. Revierförster Tim Laumanns zeigt ein Beispiel: "Hier haben wir einen Baum, der durch die Trockenheit gestresst ist. Durch die Schwächung konnte ein Pilz eindringen." Der Baum habe den Kampf gegen den Pilz verloren, der ihn weiter schwächen und schließlich zum Absterben bringen werde.

Extreme Veränderungen in den vergangenen Jahren

So wie dieser Buche geht es vielen, meint Revierförster Laumanns. Er ist einer von acht seiner Zunft in Hamburg. Vor allem in den vergangenen fünf bis acht Jahren bemerkt er extreme Veränderungen im Wald.

Experte: Natur kann sich nicht so schnell anpassen

Doch nicht nur im Bergedorfer Gehölz, auch in den anderen Wäldern der Stadt zeigen sich die Folgen von Stürmen, Starkregen und Dürre. Wolf Kleinschmit, der Leiter des niedersächsischen Forstplanungsamts, sagt im Gespräch mit dem Hamburg Journal im NDR Fernsehen: "Dem Hamburger Wald geht es schlecht. Er ist krank, er leidet unter den Folgen des Klimawandels. Hamburg ist klimatisch eigentlich gut gelegen, aber dem Wald geht es so wie es ihm geht, weil die Natur sich nicht so schnell anpassen kann, wie im Augenblick das Klima sich verändert."

Klövensteen: Wald wird umgebaut

Im von Nadelholz dominierten Klövensteen wird daher nun für die Zukunft geplant. Es geht ums Holzrücken - so nennt sich der Abtransport gefällter Bäume. Rotfichten im Revier von Förster Nils Fischer haben den klimatischen Veränderungen nicht standhalten können. Denn die Fichte als Flachwurzler kommt mit Wassermangel nicht klar. Aber auch Eiche, Buche und Kiefer leiden massiv. Deswegen wird der Wald zu einem klimastabilen Mischwald umgebaut. Fischer sagt: "Wir erhoffen uns davon, dass wir die Diversität erhöhen. Je mehr Artenvielfalt wir in die Bestände bringen, desto besser ist der Wald gewappnet für all das was kommt." Was er jetzt anfange, müssten die nachfolgenden Generationen weiterbetreiben, damit die Diversität in dem Wald erhalten bleibe, so Fischer.

Andere Baumarten kommen mit Klimawandel besser zurecht

Für den Waldumbau muss vor allem neu gepflanzt werden. Rund 204.000 kleine Bäume haben allein in den vergangenen fünf Jahren im Westen Hamburgs Wurzeln geschlagen. Neben der Vielfalt braucht es zusätzliche Baumarten, die mit den Herausforderungen des Klimawandels besser zurechtkommen. Die Bäume sollten sich nicht gegenseitig verdrängen, sondern optimalerweise im Team zusammenspielen, damit der Plan aufgeht.

Hoffnung bei Forstleuten

Bergedorfs Revierförster Laumanns sagt: "Wir sehen die Entwicklung ganz klar. Das ist eine exponentielle Entwicklung im Klimwandel. Aber wenn wir Forstleute über Entwicklungen im Wald sprechen, dann reden wir über Zyklen von 30 und 50 Jahren. Wenn die Entwicklung so weiter geht, dann wird es dramatisch. Aber wir haben in diesem Zeitraum durchaus noch eine Chance, das Ganze zu bremsen - oder vielleicht auch wieder umzukehren. Und darauf hoffe ich einfach."

Weitere Informationen
Bei einer Klimastreik-Demo in Hamburg hält ein Junge eine Erdkugel, die weint. © Marcus Brandt/dpa

Der Klimawandel und der Norden

Die weltweite Klimakrise trifft auch Norddeutschland. Wie kann die Energiewende gelingen? Welches sind die besten Lösungen? mehr

Sonnenstrahlen zwischen Bäumen. © NDR Foto: Marc Albrecht

Hamburgs Wälder: Gut auf den Klimawandel vorbereitet?

Umweltsenator Kerstan sieht den Hamburger Wald verhältnismäßig gut gegen Klimawandel gerüstet. Der NABU fordert mehr Schutz. (15.09.2024) mehr

Dieses Thema im Programm:

Hamburg Journal | 04.01.2025 | 19:30 Uhr

Mehr Nachrichten aus Hamburg

Kaputter Lkw nach Unfall auf A1 bei Stapelfeld © HamburgNews Nachrichtenfotografie Foto: Christoph Seemann

Unfall auf A1: Vollsperrung und Stau zwischen Barsbüttel-Stapelfeld

Ein Lkw ist gegen einen Brückenpfeiler gefahren. 18 Menschen wurden leicht verletzt. Ein Statiker soll nun die Standfestigkeit prüfen. mehr