Obdachloser ohne Hilfe: "Hinz&Kunzt" prüft Strafanzeige
Das Hamburger Straßenmagazin "Hinz&Kunzt" will Strafanzeige gegen Unbekannt wegen unterlassener Hilfeleistung stellen. Der Grund: Mitarbeitende haben in einer städtischen Unterkunft im Stadtteil Hammbrook einen offenbar sehr kranken Obdachlosen in katastrophalem Zustand aufgefunden.
Eigentlich wollten die Sozialarbeiter von "Hinz&Kunzt" dem Mann aus Osteuropa eine gute Nachricht überbringen - sie hatten seinen Krankenversicherungsschutz geklärt. Damit hätte er in ein Pflegeheim umziehen können. Doch sie fanden den Mann in seinem Zimmer in der Unterkunft Friesenstraße offenbar in einem erbarmungswürdigen Zustand vor. Er soll nackt auf dem Bett gelegen haben, eingenässt und eingekotet, mit Wunden am ganzen Körper.
"Hinz&Kunzt"-Geschäftsführer: Versagen des Systems
Der Mann musste für eine Notoperation in ein künstliches Koma versetzt werden. Er werde ein Pflegefall bleiben, hieß es. "Dass Hamburg schwer kranke Menschen so unsäglich unterbringt, ist ein Skandal", sagte "Hinz&Kunzt"-Geschäftsführer Jörn Sturm. "Dieser Fall ist auch die Geschichte eines brutal versagenden Systems."
Sozialbehörde äußert sich nicht
Die Sozialbehörde wollte sich aus Gründen des Datenschutzes nicht zu dem Fall äußern. Sie teilte mit, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Unterkunft täglich alle Zimmer aufsuchen und ärztliche und pflegerische Angebote unterbreiten würden.